Wer früher zu einer Veranstaltung in ein Ministerium ging, konnte als Verpflegung etwa folgendes erwarten: Belegte Brötchen, wahlweise mit Schinken, Salami oder Käse. Das ist lange vorbei. Heute wird die Bewirtung von Gästen von der Bundesregierung bis ins Detail vorgeschrieben. Die angebotenen Produkte müssen aus ökologischem Landbau stammen und fair gehandelt (Kaffee, Tee) sein.
Aber das ist noch nicht alles: Die verwendeten Lebensmittel müssen umweltgerecht transportiert worden sein. Waren aus beheizten Treibhäusern dürfen ebensowenig verwendet werden wie mit dem Flugzeug versandte Waren. Frisch verwendete Zutaten (Salat, Kräuter, Gemüse und Obst) haben sich in den Monaten Mai bis Oktober zu mindestens 80 Prozent aus saisontypischen Rohwaren zusammenzusetzen. Daneben ist auch veganes und vegetarisches Catering anzubieten. Grundsätzlich ist das Angebot von Fleisch und Fisch weiterhin möglich, aber einige Minister sind auf dem Weg zur fleischlosen Ernährung schon weiter. Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat das Angebot von Fleisch beim Imbiß für Gäste verboten. Im Umweltministerium gibt es für Besucher schon seit 2017 keine Wurst mehr auf dem Teller. Das Entwicklungshilfeministerium gilt inzwischen auch als fleischfrei.
Allerdings wollen nicht alle den von grünen Ernährungsideologen aufgezeigten Weg mitgehen. Besonders bei der Suche nach Kantinenpächtern gibt es Probleme. So sucht Özdemir für die Cafeteria in seinem Berliner Amtssitz einen Pächter, der das Angebot an Mittagsgerichten mit Fleisch und Wurstwaren schrittweise reduzieren soll. Die Ausschreibung blieb erfolglos. Niemand will für Özdemir kochen. Das könnte auch dem Deutschen Bundestag passieren. Die Kantinen im Parlament wurden viele Jahre von der Dussmann-Unternehmensgruppe betrieben, die den Vertrag zum Ende dieses Jahres kündigte. Zu oft wollten Politiker bei Menüs und Zutaten mitreden, und der Personalrat pflegte Preiserhöhungen trotz Inflation regelmäßig zu blockieren. Auch die Ausschreibung für die Bundestagskantine atmet den Geist der ernährungspolitischen Korrektheit: So soll mindestens ein Essen am Tag angeboten werden, „bei dem der Wert von 800 Gramm CO2-Äquivalenten pro Portion nicht überschritten wird“. Es soll mindestens ein vollwertiges vegetarisches Gericht pro Tag im Angebot sein und „täglich möglichst auch ein veganes Essen oder eine vegane Grundkomponente“. Eine Pflicht zum Angebot der beliebten Currywurst gibt es natürlich nicht.
Doch ganz konsequent verhält sich Özdemir nicht. Wenn sich sein Haus zum Beispiel auf der Internationalen Grünen Woche präsentiert, zeigt man sich weltoffen: Dann gibt es für die Gäste selbstverständlich Fleisch, Buletten und Currywurst. Denn die Ministeriumsstrategen haben erkannt, daß die Besucher andernfalls in andere Hallen gehen. Der Fleischer-Verband bringt die Dinge auf den Punkt: „Die Menschen wollen Fleisch essen.“