Geoffroy Lejeune singt sehr gerne und spielt in der Öffentlichkeit Gitarre. Vor allem aber ist er einer der erfolgreichsten französischen Journalisten seiner Generation. 2016 wurde er Chefredakteur des Wochenmagazins Valeurs Actuelles – und war damit der jüngste Redaktionsleiter einer Publikation mit hoher Auflage (105.000 Exemplare pro Woche). Unter seiner Leitung betonte das Blatt seine konservativ-liberale Ausrichtung, was zu seinem weiteren Erfolg beitrug.
Lejeune, 1988 in Avignon geboren, etablierte sich schnell in der Medienwelt. Er ist Kolumnist der Radiosender Europe 1 und Sud Radio und tritt auch regelmäßig beim Fernsehsender CNews auf, dessen rechte Ausrichtung sich seit der Übernahme durch den Industriellen Vincent Bolloré ebenfalls verstärkt hat.
All diese Erfolge – sowie der Umstand, daß Lejeune mit dem rechten Präsidentschaftskandidaten Éric Zemmour sowie dessen Mitstreiterin Marion Maréchal, der Nichte Marine Le Pens, befreundet ist – haben ihm den Haß der Linken eingebracht, die es sich zur Gewohnheit gemacht hat, seine Positionen als „rechtsextrem“ zu denunzieren.
Unter diesen Umständen begann Valeurs-Eigentümer Iskandar Safa, ein französisch-libanesischer Milliardär, um seine Interessen zu fürchten. Am 19. Juni beschloß er, Lejeune zu entlassen, indem er ihn beschuldigte, die Zeitschrift „zemmourisiert“ zu haben. Diese Entscheidung sorgte für Unruhe in der Redaktion, zwei Valeurs-Journalisten kündigten sogar aus Solidarität mit Lejeune.
Streik, Proteste und 750 öffentliche Persönlichkeiten fordern, Lejeunes Ernennung rückgängig zu machen.
Doch was einige Tage später folgte, schlug ein wie eine Bombe: Vincent Bolloré gab bekannt, den nun verfügbaren Lejeune zum Chefredakteur des Journal du Dimanche zu machen, einer viel gelesenen Wochenzeitung (Auflage: 135.000 Exemplare), die bislang eher macronistisch ausgerichtet war.
Die Linke, eben noch erfreut über Lejeunes Rauswurf bei Valeurs, schäumte und spricht seitdem von „Provokation“ und einem „Skandal“. Allerdings trat aus Protest gegen Lejeune auch die Redaktion des Journal du Dimanche in den Streik, und dreißig weitere Redaktionen, vom bürgerlich-rechten Figaro bis zur kommunistischen L’Humanité, erklärten sich mit ihr solidarisch. Schnell steigerte sich die Kampagne ins Extreme, öffentliche Proteste wurden organisiert und eine von 750 Persönlichkeiten aus Politik, Medien, Kultur und Sport gezeichnete Petition forderte Bolloré auf, Lejeunes Ernennung rückgängig zu machen. Selbst die Kulturministerin, Rima Abdul Malak, schaltete sich ein und erklärte: „Rechtlich gesehen kann das JdD werden, was es will, solange es sich an das Gesetz hält. Aber was unsere republikanischen Werte angeht – wie kann man da nicht alarmiert sein?“ Bolloré allerdings, der aus seinen konservativen und katholischen Überzeugungen nie ein Geheimnis gemacht hat, erklärte, bei seiner Entscheidung zu bleiben.
Treffend kommentiert hat den Fall Elisabeth Lévy, Chefredakteurin des konservativen Magazins Causeur: „Nichts Neues: Die Norm ist es, links zu sein und alles andere gilt als Abweichung. Schon die Existenz rechter Medien gilt als verdächtig. Die sogenannten Progressiven hegen unverhohlenen Haß auf Freiheit und Pluralismus. Sie lieben die Vielfalt – außer bei den Ideen. Sie haben keine Angst vor Faschismus, sondern vor Konkurrenz!“