© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 28/23 / 07. Juli 2023

Zitate

„Ich halte das für die Gesellschaft sehr schädlich: es gibt jetzt halt Player, die sind letztlich Infrastrukturdienstleister. Ein Alphabet oder Microsoft, das sind Infrastrukturanbieter. Ohne die können wir nicht kommunizieren – auch Amazon, die ganzen Cloud-Lösungen. Die haben einfach das Heft in der Hand. Microsoft kann seine Lizenzgebühren um 30 Prozent erhöhen, wir könnten uns gar nicht dagegen wehren. Oder Twitter: Wie viele Leute haben sich darüber geärgert. Aber sobald eine gewisse Größe erreicht ist, ist das eine Art Infrastukurdienstleistung so wie die Wasserversorgung einer Stadt. Und Infrastrukturdienstleistungen sind in der Vergangenheit immer sehr scharf reguliert worden, zum Beispiel mit Obergrenzen was die Profitabilität angeht auf das eingesetzte Kapital. Und eigentlich muß sowas auch kommen für diese Unternehmen.“

Andreas Beck, Portfoliomanager, auf dem Youtube-Kanal „Mario Lochner“ am 29. Juni





„Es gibt inzwischen eine Reihe von Fällen, in denen Zahlungsdienste die Konten von Personen, die anti-woke sind oder gegen Lockdowns waren, ohne Vorwarnung oder Erklärung geschlossen haben. Was mit Big Tech begann, schwappt allmählich auch auf die alte Bankenwelt über. Im Kulturkampf hat sich eine neue und erschreckende Front aufgetan. Wo man früher ‘deplatformed’ werden konnte, weil man sich weigerte, der Linie des Establishments zu folgen, kann man jetzt finanziell enteignet werden – man wird der Möglichkeit beraubt, Geschäfte zu machen oder einfach ein normales Leben zu führen. Diejenigen, die diese Bedrohung abtun, weil es sie selbst noch nicht betrifft und sie diejenigen, die davon betroffen zu sein scheinen, nicht besonders mögen, dürfen sich nicht beschweren, wenn es sie später trifft.“

Tom Slator, Redakteur, beim britischen Online-Magazin „Spiked“ am 30. Juni





„Politische Ideen waren zugegebenermaßen nie die Stärke der CDU. Im Grunde reichte es für die Unionsparteien über Jahrzehnte aus, den Menschen Wohlstand, Prosperität und soziale Sicherheit zu versprechen – und dieses Versprechen auch zu halten. Doch die Zeiten des politischen Pragmatismus sind vorbei. Die politische Auseinandersetzung ist re-ideologisiert worden. Die Vorstellung eines post-ideologischen Zeitalters hat sich als Makulatur erwiesen. Doch die Union agiert noch immer, als ginge es hauptsächlich um handwerkliche Probleme.“

Alexander Grau, Philosoph, auf der Onlineseite des „Cicero“ am 1. Juli





„Die freundlichen Gefühle der radikalen Linken gegenüber dem radikalen Islam rühren daher, daß es diesen tristen Figuren in ihrem Neidhaß auf das Bestehende völlig egal ist, mit wem sie sich dagegen verbünden, Hauptsache, es wird angegriffen.“

Michael Klonovsky, Essayist, auf seinem Blog „Acta diurna“ am 2. Juli





„Die kommenden Landtagswahlen im Osten werden sehr spannend, überraschend allerdings wohl kaum. Nach den beinahe nahtlos ineinander übergehenden Krisen der vergangenen Jahre (Flüchtlinge, Corona, Energie, Inflation) ist es eigentlich eher verwunderlich, daß sich das Protestwählen in Deutschland erst jetzt so richtig zu etablieren scheint. Damit muß natürlich auch der Journalismus seinen Umgang finden, und ich fürchte, Texte mit Titeln wie ‘Was gegen die AfD hilft’ werden völlig entnervte Bürger auch weiterhin nicht ‘abholen’, um im politischen Horrorsprech zu bleiben.“

Anna Schneider, Chefreporterin Freiheit, in der „Welt“ am 3. Juli