© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/23 / 30. Juni 2023

Umwelt
Künstler gegen Jagdsafari
Tobias Dahlbrügge

Regelmäßig fordern Schauspieler, Musiker und Grünenpolitiker ein Verbot der Trophäenjagd in Afrika. In ihrer Vorstellungswelt schießen böse, weiße Großwildjäger wahllos die Tierwelt der Savanne zusammen. Doch die Afrikaner haben sich Belehrungen verbeten: So protestierte der Jagdverband Namibias beim Dortmunder Stadtrat gegen eine Forderung der Grünen, die Messepräsenz von Jagdreiseanbietern zu untersagen. Der Rat für Arten- und Wildtierschutz (CIC) kontert mit Sachargumenten: Die jagdbaren Arten seien nicht vom Aussterben bedroht; ihre Regulierung sei aus Sicherheitsgründen und für die Landwirtschaft notwendig. Die Vergabe der Jagdlizenzen sei eine Einnahmequelle, die durch Fotosafaris nicht kompensiert werden könne. Das Geld komme Bildungs- und Gesundheitsprojekten zugute. Statt als Wilderer straffällig zu werden, könnten Jungen Ranger werden und ihre Familien unterstützen. Die Jagd stelle sicher, daß in Hegemaßnahmen und Schutz vor Wilderern investiert werde.

Ein Instrument für biologische Vielfalt und lauter Widerspruch gegen neokoloniale Bevormundung.

Fiele dieser Anreiz weg, würden Artenschutzprogramme nicht mehr umgesetzt. Die Jagd sichere den Lebensraum der Wildtiere, der sonst zugunsten von Bergbau, Siedlungen oder Agrarwirtschaft zerstört würde. Auch das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) sieht die Jagd als „Instrument für biologische Vielfalt“ an. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) warnt davor, Jagdsysteme ohne intensive Beratung mit den Jagdreiseländern zu gefährden. Daß sich ausgerechnet Modeschöpfer wie Wolfgang Joop oder Komiker Atze Schröder als „Experten“ aufspielen und unsinnige Forderungen erheben, empfinden die Menschen vor Ort nachvollziehbar als neokoloniale Bevormundung. Das Umweltministerium von Botswana, wo Elefanten teilweise zur Plage werden, fragte in einer offiziellen Stellungnahme, ob diese Leute dann auch Wildschäden und Ranger aus ihrem Privatvermögen bezahlen würden.