© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/23 / 30. Juni 2023

Einladung zur Zeitreise in die Juso-Ära
Gleichheit ist Glück
(wm)

Weit zurück liegt die Zeit in den 1970ern, als der heute 84jährige Johano Strasser als „Vordenker der Jusos“ reüssierte. Trotzdem läßt dieses Herkunftsmilieu den unermüdlich publizierenden Sozialtheoretiker geistig nicht los. Hatten seine reformsozialistischen Jung-Genossen 1975 den Spitzenverdienst auf 5.000 D-Mark deckeln wollen, um mit der Einkommensgleichheit die erste Etappe zur Abschaffung des Kapitalismus zu erreichen, fordert Strasser heute Gleichheit durch Konsumverzicht (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 5/2023). Eng lehnt er sich damit an „Das Ende des Kapitalismus“ der taz-Wirtschaftsredakteurin Ulrike Herrmann an, die allen „Energiewendern“ empfiehlt, die britische Kriegswirtschaft zum Vorbild zu nehmen, um sich vom Wachstumszwang zu befreien, durch Konsumverzicht Ressourcen zu sparen und so die ökologische Katastrophe abzuwenden. Strasser, für den weiterhin „Gleichheit Glück“ bedeutet, stimmt im Prinzip zu, möchte aber eine dezentral-kleingewerblich organisierte Marktwirtschaft bewahren. Auch damit bleibt er seiner politischen Jugendzeit treu: 1973 erschien der wachstumskritische Klassiker „Small is beautiful“ von Ernst F. Schumacher. Ihr Autor hatte als deutscher Emigrant ab 1939 die britische Regierung bei ihrer ökonomisch-fiskalischen Mobilmachung beraten. 


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