© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 27/23 / 30. Juni 2023

Grüße aus … Kuba
Notorisch klamm
Alessandra Garcia

Es war wohl nur eine Zeitungsente. China zahlt Kuba keine Milliarden Dollar, um auf der Insel eine Abhörstation zu errichten, um den Schiffsverkehr sowie die Kommunikation im Südosten der USA abzuhören. Einen entsprechenden Bericht des Wall Street Journals dementieren in seltener Übereinstimmung sowohl die in Havanna regierenden Kommunisten als auch ein Sprecher des Weißen Hauses. Schade. 

Der notorisch klamme Inselstaat hätte die Milliarden gut gebrauchen können. Wenigstens haben sich die Scheinwerfer der öffentlichen Wahrnehmung weltweit wieder mal kurzzeitig auf Kuba gerichtet. Die Annäherung zwischen China und Kuba weckte Erinnerungen an die Kubakrise, als die Sowjetunion Atomraketen auf der Insel stationierte.

Mehr als 60 Jahre später suchen die kubanischen Machthaber wieder den engen Schulterschluß mit Rußland. Aus der puren Not heraus. Weil die USA noch immer auf ihrem Embargo beharren, die leisen Signale aus Havanna ignorieren, mit denen eine verzweifelte Regierung, die gleichzeitig ihr Gesicht nicht verlieren will und auch nicht die Macht, nach einer Verständigung sucht. Da Washington sich stur stellt, bleibt nur die Option, die Angebote aus Peking und Moskau anzunehmen. Während China vor allem in die Eisenbahn- und Hafeninfrastruktur investiert, baut der russische Automobilhersteller Uaz ein Fertigungswerk.

Die Belohnung kam prompt. Rußland wird Havanna jetzt auch regelmäßig Getreide liefern.

Damit die Wagen tatsächlich einmal auf Kubas Straßen fahren können, schlossen Moskau und Havanna ein Abkommen, das die jährliche Lieferung von 1,64 Millionen Tonnen Erdöl und Treibstoffderivaten durch den Rosneft-Konzern vorsieht.

Auch russische Touristen sollen helfen, den Fremdenverkehr wieder anzukurbeln. Speziell für diese wurden die Geldautomaten auf der Insel umgestellt. Sie akzeptieren seit März nicht nur Visa und MasterCard, sondern auch Karten des russischen Zahlungssystems Mir. Nachdem es seit Mitte Juni die neue Flugroute der venezolanischen Gesellschaft Conviasa Caracas-Havanna-Moskau gibt, nimmt Rossiya, eine Tochter der russischen Fluggesellschaft Aeroflot, ab 1. Juli wieder die wegen des Ukrainekrieges im März 2022 ausgesetzten Direktflüge von Moskau nach Kuba auf. 

Zweimal wöchentlich werden Boeings 777 fliegen. Angeordnet hat das Präsident Wladimir Putin höchst persönlich, weshalb ihm der 92jährige Armeegeneral Raul Castro persönlich dankte und telefonisch sein volles Vertrauen in den Sieg Rußlands bei der „Sonderoperation“ in der Ukraine aussprach. Die Belohnung kam prompt. Rußland wird jetzt auch regelmäßig Getreide liefern, damit die Kommunisten zumindest die Grundversorgung ihrer Untertanen sichern können.