Mächtige Aufregung hatte es um die Graichen-Affäre gegeben. Familienklüngel direkt in der Bundesregierung, in Zusammenhang mit den wenig geliebten Klimamaßnahmen obendrein. Man mag sich die Freude der Union vorstellen, ausnahmsweise nicht einmal selbst im Zentrum unerwünschter Öffentlichkeit zu stehen, sorgt die Partei doch seit Jahrzehnten selbst regelmäßig für entsprechende Schlagzeilen. Kurz nach dem Graichen-Skandal darf sie nun sogar zum zweiten Mal anklagend mit dem Finger in Richtung Ampel wedeln. Niemand
Geringeres als die Ehefrau von Justizminister Marco Buschmann (FDP), Janina Hatt, hat nun einen Posten in Christian Lindners (FDP) Finanzministerium erhalten. Sie wird sich künftig um den Bereich „Moderner Staat und Bürokratieabbau“ kümmern. Die Postenbesetzung sei dem „regulären“ Prozedere gefolgt, hieß es im Ministerium. Lindner sei gar nicht in die Personalentscheidung eingebunden gewesen, die Besetzung von Referatsleitungen nicht Sache des Ministers. Weitere Details zum Verfahren wollte man nicht nennen. Auch ändere sich nichts am Gehalt von Frau Hatt. CSU-Generalsekretär Martin Huber ließ sich die Gelegenheit jedoch nicht entgehen und sprach von einem „Eindruck der Vetternwirtschaft“. Die Ernennung werfe „Fragen auf“. Das mag zweifellos stimmen. Verwunderlich scheint eher, daß dieser Vorwurf in der Politik überhaupt noch irgendeine Form von Aufregung erzeugt. Also, manchmal. Als vergangenes Jahr bekannt wurde, daß die Münchner Ludwig-Maximilians-Universität erklärte, die Doktorarbeit Hubers entspreche „nicht den wissenschaftlichen Anforderungen“ und daß eine Täuschung nicht bewiesen sei, aber „nahe“ liege, hielt sich das Echo im Zaun. Huber legte seinen Doktorgrad ab. Und die Meldung versickerte wieder.