Die Freibadsaison ist eröffnet, und schon beginnt der Ärger von vorne: In ganz Deutschland kommt es regelmäßig zu Gewaltausbrüchen, Massenschlägereien und sogar zu Messerangriffen. Selbst international ist man erstaunt: „Zahlreiche Massenschlägereien in deutschen Freibädern“, titelte der englische Sender BBC News in der vergangenen Woche.
Für Aufregung sorgte unter anderem ein Video aus Saarlouis, das erschreckende Bilder zeigte: Aggressive junge Männer kesselten in einem Freibad mehrere Sicherheitsleute ein und prügelten auf sie ein. Ein Täter schlug einem Bad-Mitarbeiter brutal von hinten gegen den Kopf. Die Polizei wertet das Video derzeit aus. Als Reaktion hat die Stadt Saarlouis nun das Sicherheitspersonal im Schwimmbad verstärkt. Im Berliner Freibad im Bezirk Pankow kam es am Wochenende zu einer Schlägerei zwischen zwei Besuchern und der Security. Nicht der erste Vorfall in der Hauptstadt: Am Mittwoch vergangener Woche mußte auch das Sommerbad in Berlin-Neukölln geräumt werden, nachdem rund 40 Jugendliche aufeinander einprügelten. Erst zwei Tage zuvor hatte es im Freibad Pankow eine Schlägerei zwischen 30 Beteiligten gegeben.
Die Berliner Bäder-Betriebe reagierten mit einem Verbot, das künftig alle Badegäste trifft. In den zwei Freibädern wurden Sprungtürme und Rutschen gesperrt. Es seien „ganz offenbar diese Attraktionen, die immer wieder Randalierer anziehen“, hieß es zur Erklärung. Erst Anfang Juni hatte in Pankow ein Streit zwischen einem 16jährigen Deutsch-Syrer und einem 14jährigen Äthiopier für eine Schlägerei zwischen 20 Personen gesorgt. Seit 2018 haben die Berliner Bäder-Betriebe ganze 1.287 Hausverbote für alle Schwimmanlagen der Hauptstadt erteilt.
In anderen Städten gibt es ähnliche Bilder. Am Wochenende zuvor kam es in einem Mannheimer Freibad zu wilden Auseinandersetzungen, die mehrere Verletzte nach sich zogen. „Die Auseinandersetzung erstreckte sich über die halbe Länge des Schwimmbads“, vermeldete die Polizei. In Stuttgart gab es Ende Mai in einem Freibad mehrere sexuelle Übergriffe auf junge Frauen. Ein 23jähriger Syrer sitzt seither in Untersuchungshaft.
Wie aber umgehen mit dem Problem, das seit Jahren existiert? Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister spricht sich für mehr Unterstützung durch die Polizei aus. Diese sollte auf Streifenfahrten auch in den Freibädern vorbeischauen. „Wir erleben zunehmend Aggression und Respektlosigkeit in den Bädern“, beklagte Präsident Peter Harzheim in der Neuen Osnabrücker Zeitung. „Die Probleme konzentrieren sich sehr stark auf Bäder in Großstädten.“ Doch warum es dort immer wieder zu Gewaltexzessen kommt, darüber rätselt offenbar auch die Polizei. „Klimaforscher sehen die Hitze als einen für Grund für Gewalteskalationen“, erklärte der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, vergangene Woche gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Kriminologen identifizieren gruppendynamische Phänomene. Die eine Antw ort wird es nicht geben.“ Das Wort „Migranten“ nahm er nicht in den Mund. Der Forderung nach Polizisten im Freibad erteilte er jedoch eine Absage. Streifen am Beckenrand werde es nicht geben.
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