Gleich drei Rechtsparteien haben es geschafft: die Hellenische Lösung, Niki und die Spartaner ziehen sensationell ins griechische Parlament ein. Sie erreichten zusammen knapp 13 Prozent der Stimmen und stellen damit 34 der 300 Sitze. Der Wahlsieger Neue Demokratie (ND) konnte sich nach vier Jahren Regierungszeit zwar auf 40,8 Prozent steigern, doch das läßt die Liberal-Konservativen nicht unbedingt jubeln. Nun stehen sie von rechts unter wachsendem Druck.
Woher aber kommt der Erfolg des ND-Chefs Kyriakos Mitsotakis, während die rechten Kräfte ihre Anteile vervierfacht haben? Ganz einfach: Es gab eine große Wählerbewegung von der Mitte und der Linken zu seiner Partei und gleichzeitig von seiner Partei nach rechts. Die ND hat ihre ideologische Identität über die Jahre völlig verändert. Sie betreibt eine sozialistische Wirtschaftspolitik und unterstützt die „woke“ Agenda. Zudem ist der alte und neue Ministerpräsident bereit, bei der Einwanderung Kompromisse einzugehen, die von der Linken gewünscht werden.
Die Energiekrise und die Armut in Griechenland verlangen es, unverzüglich Erdgas aus der Agäis zu fördern, was bisher aus Angst vor der türkischen Bedrohung nicht geschehen ist. Auch hier droht ein Zugeständnis. Es wird erwartet, daß Mitsotakis bezüglich der Gasförderung mit der Türkei einen Kompromiß über die sogenannte „Mitnutzung“ der Ägäis findet – obwohl dies ohnehin griechisches Gewässer ist. Die Berufung des Juraprofessors George Gerapetritis ins Außenministerim, der bereit ist, das griechische Hoheitsgebiet auf sechs Seemeilen zu begrenzen, bestätigt diese Befürchtung.