Da will diese Gesellschaft den verantwortungsvollen Bürger in Uniform mit festen Überzeugungen, aber wenn die Standpunkte nicht dem Zeitgeist entsprechen, soll er schnell von der Bildfläche verschwinden. Ausgerechnet aus jenem Milieu, das mehr Zeichen gegen Rechts bei Polizei und Bundeswehr fordert, wird dann laut Neutralitätspflicht gerufen. So wie bei Olympionikin Claudia Pechstein. Vergangenen Samstag hatte die Eisschnellläuferin und Bundespolizistin auf dem CDU-Programmkonvent in Berlin eine Rede gehalten – in Uniform – und sich für mehr Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr und konsequentere Abschiebungen von Flüchtlingen ausgesprochen, deren Asylanträge in Deutschland abgelehnt wurden. Die Worte der 51jährigen waren noch nicht verklungen, da brach der übliche Sturm der Entrüstung los. Schon während der Rede applaudierte Bundesvorstandsmitglied Karin Prien demonstrativ distanzierend gar nicht. Grünen-Politikerin Renate Künast sprach von einem „Kulturkampf“, in dem sich Pechstein „quasi die Uniform zur Beute“ gemacht hätte. Die SPD-Bundestagsfraktion twitterte, die Athletin „mißbraucht ihre Uniform für parteipolitische Zwecke“ und forderte das übliche gehässige „Nachspiel“. Die fünffache Olympiasiegerin sieht ein eingeleitetes Verfahren gelassen. Sie sei kein CDU-Mitglied, sondern zu Gast gewesen, sagte sie der Bild, „und zwar als Sportlerin, Beamtin und Bundespolizistin“.