Der Tod Silvio Berlusconis vergangene Woche (JF 25/23) wirft seine Schatten auch auf die Medienwelt. Denn die Nachfolge des Medienzars ist noch nicht geklärt. Umbrüche könnten sich auch auf die momentanen Erfolge der italienischen rechtskonservativen Regierung unter Giorgia Meloni auswirken.
Der Zampano war nicht nur Chef des Koalitionspartners Forza Italia, sondern setzte seine privaten TV-Kanäle Canale 5, Rete 4 und Italia 1 auch gezielt für die eigene positive Berichterstattung und Aufmerksamkeitsgewinnung ein. Ein Abflauen dieses PR-Rückenwinds würde neue Herausforderungen für Ministerpräsidentin Meloni bedeuten.
Und bisher bleibt die Frage des medialen Erbes Berlusconis offen. Nationale und internationale Medien berichten bereits von Verkaufsplänen für das Fernsehimperium. Ein Übernahmekandidat für seine Firma Media for Europe (MFE) ist der französische Teilhaber und Medienkonzern Vivendi, allerdings verhindert eine Vereinbarung eine Anteilsaufstockung bis 2026.
Zwar stehen an den Spitzen von MFE und des Verlagkonzerns Mondadori sowie der Familienholding Fininvest die zwei Kinder aus erster Ehe – Pier Silvio Berlusconi und Marina Berlusconi – , jedoch schwingt sich momentan niemand auf, wie der Vater Medienmogul über sämtliche Strippen zu werden. Dieser hielt 61 Prozent der Anteile von Fininvest, die wiederum 50 Prozent von MFE und 53 Prozent von Mondadori besitzt. Pier Silvio und Marina kontrollieren lediglich jeweils 7,65 Prozent der Fininvest-Anteile. Den drei Kindern aus zweiter Ehe gehören über die gemeinsame Holding H14 insgesamt 23 Prozent. Und in der zweiten Reihe warten 16 Enkel, ohne daß in den zwei Generationen eine markante Führungsfigur, die dem Patriarchen das Wasser reichen könnte und auch politische Ambitionen verfolgt, bisher groß aufgefallen ist.
Bei Streitigkeiten und Umstrukturierungen liegen auch Konsequenzen außerhalb Italiens in der Luft. MFE (vormals Mediaset) hält die knappe Mehrheit am spanischen Fernsehsender Telecinco und kontrolliert mit Publitalia 80, Publiespana und Publieuropa einige der größten Werbeagenturen auf dem Kontinent – insbesondere auf dem Bewegtbildmarkt. In Deutschland ist MFE mit fast 30 Prozent der größte Aktionär von ProSieben.Sat1.