© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/23 / 23. Juni 2023

Zeitschriftenkritik: Schlesien heute
Von Breslau ins Oppelner Land
Werner Olles

In seinem Vorwort „Schlesisches Tagebuch“ zur aktuellen Ausgabe (Nr. 296, 6/2023) der monatlich erscheinenden Zeitschrift Schlesien heute beschreibt der Verleger und Chefredakteur Alfred Theisen den „anhaltenden robusten wirtschaftlichen Aufschwung in Ostmitteleuropa“, der einhergehe mit einem zivilisatorischen und kulturellen Aufblühen: „Mit den Städten verschönern sich auch deren Museen und Musikhäuser. Leuchtendes Beispiel ist Breslau, wo Oper und Jahrhunderthalle modernisiert und Capitol und Nationalmuseum neu gebaut wurden.“

Die Dauerausstellung „1000 Jahre Breslau“ veranschaulicht mit rund dreitausend Exponaten ein vollständiges Bild der Geschichte der schlesischen Metropole. Vom 25. August bis 10. September 2023 lockt das Lausitz Festival nunmehr zum vierten Mal mit Konzerten, Theater- und Tanzaufführungen, Ausstellungen, Filmen, Lesungen und Begegnungen. Die Eröffnungsveranstaltung mit Verdi und Dostojewski, einer Kammerfassung von William Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ verspricht opulente Klänge mit vollem Orchester, großem Chor und zahlreichen Solisten, während das Abschlußkonzert in der Dorfkirche von Cunewalde von bewußter Innerlichkeit ist.

Über die enorme Bedeutung des Deutschen für Oberschlesien berichten Ewa Stolz und Rudolf Urban in ihrem Beitrag „Segen für das Oppelner Land“. In Schlesien sind Deutsch und Englisch die beiden Sprachen, die in den Schulen am häufigsten gelehrt werden. Deutsch wird dabei sowohl als Fremdsprache als auch als Minderheitensprache unterrichtet. Die Sprachkenntnisse sind aber nicht für die Deutschen von Bedeutung, sondern auch Alleinstellungsmerkmal für die Oppelner Region als Wirtschaftsstandort. Die Autoren sehen in der deutschen Sprache eine Chance für junge Deutsche und Polen in Oberschlesien, um eine gute Arbeit mit Entfaltungsmöglichkeiten zu finden. Zudem lassen sich auch immer mehr deutsche Firmen hier nieder, die eine große Anzahl von Mitarbeitern brauchen, die nicht nur die Sprache, sondern auch die Kultur beherrschen. Leider ist durch die Kürzung des Deutschunterrichts als Minderheitensprache von drei Stunden in der Woche auf eine die Gefahr groß, daß viele junge Menschen nun außerhalb der Region nach Arbeit suchen müssen. Die Kritik der deutschen Minderheit an den Kürzungen ist daher nicht nur aus historischer und kultureller Sicht berechtigt, sondern auch aus ökonomischen Gründen für die Region.

Weitere Beiträge befassen sich mit den 49. Paneuropa-Tagen in Stettin und Greifswald, den „Erinnerungen des schlesischen Fürsten Bolko von Pless“ und der „Revolution in Breslau 1848“. 

Kontakt: Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Brüderstr. 13, 02826 Görlitz. Das Einzelheft kostet 4,90 Euro, ein Jahresabo 50,40 Euro.

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