Deutsche haben seit 1945 sieben Währungsreformen erlebt. Die Saarländer bekamen im Juni 1947 von der französischen Besatzungsmacht die Saar-Mark, fünf Monate später den Franc und erst ab 1959 die D-Mark. Nach der Reichsmark (RM) hatten Westdeutsche ab 21. Juni 1948 die D-Mark (JF 25/23), in der Sowjetzone kam der erste Währungstausch drei Tage später. Erst am 24. Juli gab es die neuen Geldscheine der Mark der Deutschen Notenbank (MDN) und ab Juli 1990 die D-Mark. Die Euro-Einführung war das die erste gemeinsame Währungsreform seit 1923.
Zunächst symbolisieren alle Währungen eine hoheitliche Identifikation. Die Münzen fallen weiterhin in nationale Zuständigkeit. Der Finanzminister darf den Münzgewinn (Nennwert abzüglich Produktionskosten) vereinnahmen. Deshalb haben die Euromünzen eine gemeinsame und eine nationale Seite. Um kein Land zu benachteiligen, sind die Motive der Euro-Banknotenserie „Zeitalter und Stile“ rein fiktiv. Der Name „Euro“ sollte verbinden und überall leicht ausgesprochen werden können. Die Umbenennung der MDN in Mark der DDR 1968 war keine Währungsreform, sondern sollte die Eigenstaatlichkeit der DDR betonen. Auch mit der Saar-Mark sollte die Abtrennung des Saarlandes von Deutschland und der politisch-wirtschaftliche Anschluß an Frankreich eingeleitet werden.
Die Warenknappheit bzw. ein Geldüberhang sowie staatliche Preiseingriffe (verbilligte Lebensmittel, Wohnraum) führten zu einer zurückgestauten Inflation bei RM, DDR-Mark und Franc, die hohe Erwartungen an die Einführung einer „harten“ D-Mark verband. Die Einführung der MDN in der Sowjetzone war eine Blitzreaktion auf die Währungsreform in der Trizone, da hier der Umtausch von RM in D-Mark-Bargeld (10:1) und Bankguthaben (100:6,5) eine Quasi-Enteignung darstellte. Um diese zu umgehen, wurden RM-Bestände in die Ostzone gebracht. Es bestand die Gefahr, daß eine dadurch ausgelöste Inflation die privaten Bargeldbestände in Ostdeutschland über Nacht völlig wertlos machen würden. Deshalb wurde am 24. Juni zunächst ein auf 70 RM begrenzter Bargeldumtausch durchgeführt („Klebemark“) – und dieser Tag war auch der Anlaß für die sowjetische Berlin-Blockade. Selbst nach der Wiedereingliederung des Saarlandes 1957 und bei bei der Umstellung des Franc auf die D-Mark 1959 gab es Probleme. Um keine „Desintegrationsinflation“ zu erzeugen, mußten die D-Mark-Ausgabestellen die eingenommenen Franc an die Banque de France abführen.
Bei der Euro-Einführung ging es nicht nur um den europäischen Einigungsgedanken, sondern um die Einhegung der stabilen D-Mark und den Schutz abwertender Weichwährungen (Lira, Franc, Peseta, Pfund) durch Ausschaltung der Währungskonkurrenz. Hinzu kam die vornehmlich französische Forderung nach einer Einbindung Deutschlands als Voraussetzung für die Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung.
Wäre eine Euro-Transferunion wirklich dauerhaft akzeptabel?
Die Währungsumstellungen führten zu vielfältigen Problemen. Ein Überraschungseffekt ist dann notwendig, wenn Ausweichreaktionen verhindert werden müssen. Das war so bei Einführung einer „Hart“-Währung wie der D-Mark 1948, wo ein Geldüberhang der Altwährung RM durch Enteignung vernichtet werden sollte. Unproblematisch gelang dagegen die Euro-Einführung 1999 als Buchgeld und ab 2002 als Bargeld. Die Kurse der zunächst elf Euro-Länder orientierten sich in einem im Vorfeld festgelegten Verfahren an den Marktkursen. Von daher gab es kein Interesse an Umgehungen. Dadurch wurden auch die an sich schon erheblichen logistischen Anstrengungen (Druck der Banknoten, Transport zu den Ausgabestellen, Automatenumstellung) nicht zusätzlich erschwert. Um bei einem Austritt eines großen Eurolandes (Italien) oder einer Falschgeldinvasion schnell reagieren zu können, bevorratet die EZB zudem eine Ersatzserie ihrer Euronoten.
Als Binnenwährung galt die MDN lediglich als Zahlungsmittel innerhalb der DDR. Da sie nicht am Devisenmarkt frei konvertierbar war, wurde der Wechselkurs gegenüber anderen Währungen staatlich festgelegt. Parallel waren Kapitalverkehrskontrollen notwendig, die den Zufluß von D-Mark zugunsten einer staatlichen Devisenbewirtschaftung für Importe regulierte. Allerdings gelang auch hier die Überführung der DDR-Mark ohne Geheimhaltung. Zwar lag der Schwarzmarktkurs der DDR-Mark Ende 1989 bei 20:1. Auf den ab dem Januar 1990 erlaubten Valutakonten wurde der offizielle Kurs hingegen mit 5:1 festgelegt, so daß sich auf dem Schwarzmarkt der Umtausch nur für illegal erworbene bzw. unversteuerte DDR-Mark-Bestände zu dem schlechteren Kurs von jetzt 8:1 lohnte.
Die Umstellung zum 1. Juli 1990 brachte dann Traumkurse, indem Bürger der DDR Freibeträge von 2.000 bis 6.000 DDR-Mark 1:1 und darüber hinaus im Verhältnis 2:1 in D-Mark tauschen konnten. Dieser Kurs war anders als beim Saar-Franc 1959 hochgradig überbewertet. Realistische Schätzungen gingen von etwa 6:1 aus. Es war eine Abwägung zu treffen: Ein niedriger Umtauschkurs hätte die ostdeutschen Ersparnisse stark schrumpfen lassen und aufgrund des geringen, aber der Marktleistung entsprechenden Lohnniveaus die Westwanderung weiter gefördert.
Umgekehrt war die Folge des marktwidrigen Umtauschkurses eine langwierige Umstellungsrezession im Ostteil des heterogenen D-Mark-Raums, der umfangreiche regionale Transfers von West nach Ost notwendig machte. Zudem stieg die Inflation auf fünf Prozent (1992) aufgrund der getauschten D-Mark-Bestände. Die Lehre: Eine Euro-Transferunion könnte schnell an die Grenzen der Akzeptanz führen. Eine Euro-Neuordnung aufgrund einer Überschuldung Italiens, dauerhaft hoher Inflationsraten oder nicht mehr akzeptierter Nettozahlungen in eine Fiskalunion dürfte alle bisherigen Probleme aufgeführter Währungsumstellungen in den Schatten stellen.
Prof. Dr. Dirk Meyer lehrt Ökonomie an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. 2002 erschien sein Buch „Europäische Union und Währungs-union in der Dauerkrise (Springer Fachmedien).