Der Volksmund sagt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Darin steckt viel Wahres, doch Entschlossenheit allein ist nicht alles. Wer in der Schule an Vektorengleichungen scheitert, wird in diesem Leben kein Mathematikprofessor mehr. Basta. Doch dieses Gespür für Machbarkeit scheint den Verantwortlichen der Deutschen Bahn leider abzugehen. Die Ampel hatte bereits Ende März festgestellt, daß die Bahn für Investitionen bis 2027 etwa 45 Milliarden Euro benötigen werde.
Ein Unternehmenssprecher sagte nun der Deutschen Presse-Agentur, die Bahn wolle bis 2030 jeden dritten Bahnhof umfassend sanieren. Auch einen griffigen Namen hat sich die Marketingabteilung ausgedacht: „Zukunftsbahnhöfe“. Damit würden mehr als zwei Drittel der Kunden erreicht, so die optimistischen Prognosen.
Das klingt erfreulich, wäre da nicht die verflixte Realität. Laut einem kürzlich veröffentlichten Zustandsbericht sind die Schienen das Hauptproblem, nicht die Bahnhöfe. Doch für einen raschen Umbau fehlt es an Personal. Außerdem gibt es Bedenken an der Baustrategie, bei der mehrere hundert Kilometer Strecke am Stück generalsaniert werden sollen, anstatt einzelner Gleise nacheinander. Die daraus resultierenden Umleitungen könnten mehrere Monate andauern und für noch mehr Verspätungen und überfüllte Züge sorgen.
Der deutsche Michel könnte sich bereits in Kürze, an einem modernen „Zukunftsbahnhof“ wartend, fragen, wo sein Zug bleibt. Schon im zweiten Halbjahr 2024 soll’s losgehen. Zwischen Frankfurt und Mannheim soll die gesamte Strecke für sechs Monate dichtgemacht werden, um alles zu renovieren. Sollte der Auftrag an das Unternehmen gehen, das den Berliner Flughafen gebaut hat, könnten Esel als Fortbewegungsmittel eine Renaissance erleben. „Wollen“ ist eben nicht das gleiche wie „können“.