© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 26/23 / 23. Juni 2023

Alexander Soros. Was ist von George Soros’ Sohn, der nun dessen politische Stiftung übernommen hat, zu erwarten?
Politik statt Partys
Holger Warz

So ganz kann Alexander Soros wohl selbst noch nicht glauben, daß sein Vater tatsächlich ihm, dem vierten von fünf Kindern, die Leitung seiner 25 Milliarden schweren Stiftung übergeben hat. Denn auch eine Woche danach stellt sich der Filius auf seiner privaten Netzseite noch immer nur als deren Vize-Vorsitzender vor. Ist ihm, ganz bescheiden, der Titel nicht so wichtig oder hat George Soros seine einflußreiche „Open Society Foundation“ (OSF) jemandem anvertraut, der bereits mit der Pflege seines Internetauftritts überfordert ist? 

Tatsächlich war sein „Alex“ nicht die erste Wahl. Lange galt dessen älterer Halbbruder Jonathan als Kronprinz – bis zu einem Familienzwist, dessen Hintergründe man jedoch beschweigt. Damit übergibt der 92jährige sein 1993 gegründetes Lobby-Imperium – das dem Namen nach die Entwicklung „offener Gesellschaften“ fördern will, mit der Verbreitung der woken Ideologie tatsächlich jedoch das Gegenteil tut – nun ausgerechnet jenem Sprößling, der lange Zeit als Leichtfuß und Lebemann galt. Denn obwohl der 1985 in New York geborene Sohn aus zweiter Ehe als Kind introvertiert, übergewichtig und „beschämt“ vom Reichtum seiner Familie gewesen sein soll, entwickelte er später eine ausgeprägte Vorliebe für Yacht-Partys mit „Babes“. Doch weil er nicht als „männliche Paris Hilton“ enden wollte, beschloß er schließlich, seinem Leben „einen Sinn zu geben“. Inzwischen kann der 37jährige einen Yale-Abschluß in Wirtschaftsrecht sowie einen Doktortitel in Geschichte vorweisen: Seine 2018 veröffentlichte Arbeit über deutsche und jüdische Geistesgeschichte „Jewish Dionysus – Heine, Nietzsche and the Politics of Literature“ soll den Vater überzeugt haben, in ihm den Richtigen gefunden zu haben.

„Wir müssen patriotischer und inklusiver werden – daß jemand Trump gewählt hat, sagt nicht, daß er Rassist ist.“ 

Wie dieser ist auch Alexander als Investor tätig. Noch mehr aber – und auch mehr als seinen Vater – interessiere ihn die Politik. Was also hat die Welt zu erwarten von einem Mann, der Milliarden Dollar einsetzen kann, um ihr seinen Stempel aufzudrücken? Neben guten Taten, wie Umweltschutz, Entwicklungshilfe oder Förderung von Arbeitnehmerrechten, will sich Alexander, der regelmäßig im Weißen Haus zu Gast ist, auf die Innenpolitik konzentrieren, erklärtes Ziel: den Demokraten zu helfen, Latino-Wähler zu akquirieren und die Wahlbeteiligung Schwarzer zu erhöhen. Daneben soll die demokratische Agenda, wie Abtreibung, „Antirassismus“, Gender, Schwächung von Polizei und Justiz etc., tiefer in der Gesellschaft verankert werden. Und auch der Kampf des Vaters gegen Donald Trump wird fortgeführt – der hatte zuletzt per Wahlkampfspenden Staatsanwälte unterstützt, die damit warben, den Ex-Präsidenten hinter Gitter zu bringen.

Statt aber nur auf Ausgrenzung setzt der Junior dabei auch auf eine Umarmungsstrategie, für die er hierzulande vom Berliner Ableger seiner Stiftung wohl als „rechtsoffen“ bekämpft werden würde: „Unsere Seite muß patriotischer und inklusiver werden ... Daß jemand Trump gewählt hat, heißt nicht, daß er verloren oder rassistisch ist.“

US-Konservative können Alexanders Bekenntnis, politischer als sein Vater zu sein, jedoch auch Positives abgewinnen: „Damit ist klar“, so Journalist Will Cain, „daß dann auch politische Kritik an ihm zulässig ist – und nicht mehr, wie bei George Soros, als Antisemitismus verunglimpft werden kann.“