Kennen Sie, liebe Leser, den Unterschied zwischen Voll- und Leertischler? „Schau dich doch mal um“, sagt Vize-Chefredakteur Thorsten Thaler zur Autorin dieses Textes. Dann macht er eine ausladende Armbewegung, knapp über die Papiergebirge, die sich auf ihrem Schreibtisch türmen. Nicht das einzige Mittelgebirge in unserer Redaktion. Auf dem Schreibtisch nebenan stapelt ein Kollege Zeitungen, am Rechner kleben Erinnerungszettel. Die Tastatur ist unauffindbar. Ein hundert Liter fassender Müllsack steht in der Ecke. Der Sack ist leer. Der Kollege kann sich nicht von Altpapier trennen. Nur wenig besser sieht es eine Tür weiter aus. Das einzige, was dort penibelst sortiert ist, ist eine bis zum Rand mit Süßigkeiten gefüllte Schublade. Ein weiterer sogenannter „Volltischler“ türmt akkurat seine Lose-Blatt-Sammlungen auf Kante an die Wand. Der Mann hat mal gedient.
Und wie schaut es nun bei den „Leertischlern“ aus? Blitzeblank! Unsereins empfindet ja ihr emsiges Mühen um Ordnung und Sauberkeit als ein wenig wurzellos. Und dann erst deren Rechner. Abends befindet sich keine einzige E-Mail mehr im Posteingang. Alles gelesen, weggeordnet oder gelöscht.
Es geht hier gar nicht ums Genie, das das Chaos beherrscht. Es geht hier um liebevoll Gepflegtes, das erhaltenswert scheint. Und so kommt die Schreiberin dieser Zeilen zur Erkenntnis: Einzig die Volltischler sind die wahren Konservativen.
(Anmerkung des Seitenredakteurs: Zum Austausch über diese Ansicht wird die Kollegin sich sicher noch beim Chefredakteur einfinden dürfen ...)