Kaum Fortschritte bei der Tierorgan-Transplantation?
BALTIMORE. Der 57jährige Handwerker David Bennett bekam 2022 von Ärzten der University of Maryland das genveränderte Herz eines Schweines eingesetzt. Dadurch verlängerten sie sein Leben nur um acht Wochen. Dennoch habe dieses „bemerkenswerte Durchhalten“ unter Spezialisten weltweit Aufsehen erregt, konstatiert die Wissenschaftsjournalistin Sara Reardon (Spektrum der Wissenschaft, 5/23). Denn trotz der komplizierten Verpflanzung tierischer Organe in menschliche Körper eröffne Bennetts Fall einen Ausweg aus dem Dilemma des zu geringen Angebots menschlicher Spenderorgane. In den USA warteten 100.000 Patienten auf eine Organtransplantation, in Deutschland sind es 8.500, von denen 6.600 eine Niere sowie einige hundert ein Herz, eine Lunge oder eine Bauchspeicheldrüse benötigten. Sie wären potentielle Empfänger tierischer Organe, da sich mit der „Genschere“ Crispr-Cas das Erbgut des Schweins so verändern läßt, daß seine Organe nicht mehr vom menschlichen Immunsystem abgestoßen werden. Sei diese Hürde genommen, bleibe aber die Gefahr einer Übertragung von Krankheitskeimen. Bennett starb, weil sein Schweineherz mit Herpesviren infiziert war. (dg)
Forschungen zum Tierwohl in deutschen Rinderställen
KIEL. Unter Leitung des Instituts für Tierzucht der Uni Kiel forschen neun Partner des Projekts „InnoRind“ an einer zukunftsfähigen Tierhaltung. Eine Arbeitsgruppe befaßt sich seit 2021 mit der Tierwohlplanung. Wichtig sei, daß Rinder Zugang zu Tageslicht und Frischluft hätten sowie ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben könnten. Auf der Basis von Umfragedaten entwickelten die Forscher Konzepte, die bis 2026 in den Versuchsbetrieben praktisch erprobt werden sollen. So erweitern zwei Betriebe ihre Bullenmastställe um Auslaufbuchten, drei Betriebe verändern ihre Kälberaufzucht: Nach Trennung von der Mutter halten sie die Jungtiere nicht wie bisher üblich, einzeln, sondern paarweise oder in Gruppen. Zudem errichten sie in Gruppenbuchten für Milchkühe geschützte Bereiche, um zu untersuchen, ob die Tiere sich vor der Geburt zurückziehen, wie es ihrem natürlichen Verhalten entspräche (Forschungsfelder, 1/23). (li)
Mercosur: Sicherstellung der Ernährung im eigenen Land
HUSUM. Die „Freien Bauern“ haben die Bundestagsabgeordneten aufgefordert, die Ratifizierung des Mercosur-Freihandelsabkommens abzulehnen. „Die zollfreie bzw. zollermäßigte Einfuhr von 100.000 Tonnen Rindfleisch, 180.000 Tonnen Geflügelfleisch und 180.000 Tonnen Zucker aus Südamerika würde unsere heimische Landwirtschaft einem massiven Preisdruck aussetzen“, warnte Jann-Harro Petersen von der Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe. Zudem sei es „angesichts zunehmender Konflikte und schwindender Wirtschaftsleistung unverantwortlich, sich in Versorgungsfragen abhängig zu machen“, so der 46jährige Milchviehhalter aus Nordfriesland. „Ganz gleich, was irgendwelche Kommissionen oder Thinktanks über die Zukunft der Landwirtschaft fabulieren, unsere wesentliche Aufgabe bleibt die Sicherstellung der Ernährung im eigenen Land.“ (fis)
Erkenntnis
„Auch Elektroautos produzieren Feinstaub, durch den Abrieb der Reifen und Bremsen. Mobilität wird immer negative Effekte haben. Aber die Mobilität ist ein Mittel zum Zweck, um unsere Bedürfnisse nach Nahrung, Wasser oder nach Selbstentfaltung zu stillen. Wir wollen Neues erleben und uns weiterentwickeln. Wenn wir dies einschränken, verursachen wir Widerstände. Das private Auto ist eine Art Erweiterung des eigenen Wohnzimmers, in dem man sich zu Hause fühlen kann.“
Meike Jipp, Psychologin, Direktorin des Instituts für Verkehrsforschung und Chefin des Beirats „Klimaschutz in der Mobilität“