Reste der Hauptkirche von Rungholt im Watt entdeckt
MAINZ. Die nordfriesische Siedlung Rungholt, welche im Januar 1362 während der verheerenden Zweiten Marcellusflut vom Meer verschlungen wurde, gilt gemeinhin als das „Atlantis der Nordsee“. Bekanntheit erlangte der Ort nicht zuletzt durch die Ballade „Trutz, blanke Hans“ des Lyrikers Detlev von Liliencron von 1882. Dabei schien seit 1921 klar, daß der einstige Handelsplatz im Gebiet zwischen der heutigen Hallig Südfall und der Insel Pellworm gelegen haben muß. Allerdings waren die Funde, welche hierauf hindeuteten, eher spärlich. Um so wichtiger sind nun die Entdeckungen im Rahmen eines Gemeinschaftsprojekts des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein und des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig sowie der Universitäten Kiel und Mainz: Bei ausgedehnten geowissenschaftlichen Untersuchungen fanden die Forscher eine bislang unbekannte, zwei Kilometer lange Kette ehemaliger Siedlungshügel, sogenannter Warften, Hafenanlagen und die Fundamente einer Kirche. Angesichts der einzigartigen Grundfläche dieses Bauwerkes von 40 mal 15 Metern kann es sich hier nur um die Reste der Hauptkirche von Rungholt handeln (Pressemitteilung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz vom 23. Mai 2023). Die weitere Untersuchung der Überreste der versunkenen Siedlung soll sich noch über zwei Jahre erstrecken. (ts)
Genderkonstruktionen aus der Bronzezeit
CAMBRIDGE. Personen, bei denen das biologische und soziale Geschlecht nicht übereinstimmen, habe es bereits im Neolithikum und der Bronzezeit gegeben. Das behauptet eine Gruppe von Prähistorikern und Archäologen vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen um Eleonore Pape und Nicola Ialongo jetzt im Fachblatt Cambridge Archaeological Journal. Ihre kühne Gendertheorie stützt sich auf die Untersuchung der Grabstellen von etwa eintausend Individuen aus der Zeit zwischen 5500 und 1200 v. Chr. an insgesamt sieben Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Enthielten die Gräber mutmaßlich männliche Knochen und weibliche Accessoires wie Schmuck oder weibliche Gebeine samt „eindeutig männlicher Beigaben“ wie Waffen, dann werteten die Forscher das als Beweis für Abweichungen von der binären Geschlechternorm. Solche diagnostizierten sie in einem von zehn Fällen (Online-Ausgabe vom 24. Mai 2023). Allerdings geht aus dem Artikel auch hervor, daß weniger als dreißig Prozent der untersuchten Grabstellen eindeutige Erkenntnisse lieferten. Beim Rest war entweder die Bestimmung des biologischen Geschlechts unmöglich oder es fehlten Artefakte, die sichere Hinweise auf das soziale Geschlecht gaben. (ts)
Erste Sätze
Jedes echte Werden hält sich offen und jung.
Ernst Bloch: Über Karl Marx, Frankfurt am Main 1968
Historisches Kalenderblatt
21. Juni 1933: Beginn der „Köpenicker Blutwoche“, in der mehrere hundert Berliner SA-Männer – drei von ihnen wurden bei der Aktion erschossen – vorwiegend politische Gegner von KPD und SPD verhafteten, folterten und dabei mindestens 24 Menschen ermordeten.