Am 29. August 1949 zündete die UdSSR ihre erste eigene Kernwaffe und zog so mit den USA gleich. Dies führte zu einer Welle der Hysterie in den Vereinigten Staaten, weil allgemein angenommen wurde, daß das Geheimnis der Atombombe an die Sowjets verraten worden sei. Und tatsächlich profitierte das Stalinsche Kernwaffenprogramm auch vom Abschöpfen von US-Quellen, denn die UdSSR-Geheimdienste NKWD, MWD und GRU verfügten über etliche Spione in den Vereinigten Staaten. Zu diesen gehörte der jüdische Elektrotechniker Julius Rosenberg, der seit 1940 für das United States Army Signal Corps arbeitete, welches unter anderem zivile technische Produkte auf ihre militärische Verwendbarkeit prüfte. Rosenberg war 1942 in die Kommunistische Partei der USA eingetreten und gab seither geheime Informationen über Düsenjets, Radaranlagen, Granatenzünder und ähnliches an seine Führungsoffiziere Semjon Semjonow und Alexander Feklisow weiter. Außerdem übermittelte der Spion mit dem Decknamen „Liberal“ 1945 auch einen zwölfseitigen Bericht über die Hiroshima-Bombe. Den hatte er von seinem Schwager David Greenglass erhalten, einem subalternen Mitarbeiter im Kernforschungszentrum von Los Alamos. Der Wert des Schriftstückes dürfte allerdings extrem gering gewesen sein, denn die wirklich relevante Hilfe beim Bau der „roten“ Atombombe kam nachweislich von anderen Zuträgern der Sowjetgeheimdienste wie Klaus Fuchs, Theodore Alvin Hall und Russell McNutt.
Hinrichtung von Ethel Rosenberg gilt heute als klarer Justizmord
Die US-Justiz betrachtete den am 17. Juli 1950 auf eine Denunziation von Greenglass hin verhafteten Kommunisten Rosenberg in der aufgeheizten Atmosphäre der McCarthy-Jahre aber dennoch als absolute Schlüsselfigur der Atomspionage gegen die USA. Dabei wollte sie ausnutzen, daß Greenglass schließlich wider besseres Wissen auch seine Schwester Ethel, welche seit 1939 mit Julius Rosenberg verheiratet war, als Verräterin „entlarvte“, um selbst eine geringere Strafe zu erhalten. Nun witterten die Ermittler die Chance, den sowjetischen Agenten zu einem umfassenden Geständnis über das „Verbrechen des Jahrhunderts“ – so die Formulierung des FBI-Chefs J. Edgar Hoover – zu bewegen, indem sie eine mildere Behandlung von Ethel Rosenberg versprachen. Das freilich scheiterte, woraufhin die Justizorgane begannen, Beweise gegen das Paar „herzustellen“, wie der involvierte Staatsanwalt Roy Cohn im Jahre 1986 eingestand.
Im Ergebnis dessen wurden die Rosenbergs am 6. März 1951 vor dem United States District Court in New York nach Absatz zwei des Espionage Act von 1917 wegen der Weitergabe von Informationen über die Landesverteidigung an eine ausländische Regierung angeklagt. Das Urteil in dem Prozeß fiel bereits am 5. April des gleichen Jahres und lautete: Tod auf dem Elektrischen Stuhl. Richter Irving Kaufman begründete dies damit, daß das Verbrechen der Rosenbergs schwerer wiege als Mord.
Um die Hinrichtung zu verhindern, legte einer der Verteidiger der Eheleute, Emanuel Hirsch Bloch, insgesamt zwölfmal Rechtsmittel ein, die jedoch ebensowenig bewirkten wie die Proteste von Papst Pius XII., Albert Einstein, Pablo Picasso und weiteren Prominenten sowie ein letztes Gnadengesuch an Präsident Dwight D. Eisenhower.
Die Exekution der Rosenbergs erfolgte am Abend des 19. Juni 1953 kurz vor Beginn des jüdischen Sabbats im staatlichen Gefängnis Sing Sing Correctional Facility in der Kleinstadt Ossining unweit von New York City.
Heute gilt zumindest die Hinrichtung von Ethel Rosenberg als Justizmord, da ihre Verurteilung auf offensichtlichen Lügen von Greenglass basierte, der für seine Kooperation mit 15 Jahren Gefängnis davonkam, von denen er zehn Jahre absaß. Dennoch blieben die Appelle der beiden Söhne des Ehepaares an Präsident Barack Obama, ihre Mutter offiziell rehabilitieren zu lassen, ohne jeglichen Erfolg.