Am 26. April 1335 bricht Francesco Petrarca (1304–1374) zur Besteigung des 1.912 Meter hohen Mont Ventoux nahe Avignon auf. „Einzig getrieben von der Begierde, die ungewöhnliche Höhe eines Ortes in unmittelbarer Anschauung kennenzulernen und die Landschaft als Schönes wahrzunehmen“ (Jacob Burckhardt). Für den Philosophen Joachim Ritter kündet dieses alpine Abenteuer des bereits zahlreiche Züge des modernen Menschen aufweisenden Dichters von einer sich seit dem Ausgang des Mittelalters langsam entfaltenden neuartigen Beziehung des Menschen zur Natur, jenseits theoretischer Erforschung und praktischer Nutzung. Mit ihr beginnt die Entdeckung der Natur als ästhetische Landschaft, als Gegenstand „freier genießender Anschauung“ („Landschaft“, 1963). Es vergingen jedoch fast 500 Jahre, bis solche zweckfreie „genießende Schau des Naturschönen“ jenem breiteren Publikum möglich war, das „Not und Nutzen“ hinter sich lassen konnte, wie Uwe Hentschel in seiner Studie über Vorpommern und Rügen in der Reiseliteratur um 1800 zeigt (Baltische Studien, 108-2022). Während Friedrich Schiller 1796 noch rätselte, was Wilhelm von Humboldt nach Rügen zog, war die Insel bereits auf bestem Wege, zum „Mythos“ und zur Verheißung für „Zivilisationsgeschädigte“ zu werden, die den Zwängen frühkapitalistischen Lebens kurz entkommen wollten. Gerade weil sich die von Bauern und Fischern bevölkerten „erhabenen Landschaften“ um Kap Arkona ihren „ursprungshaften Charakter“ bewahrt hätten, taugten sie als den Bädertourismus beflügelndes ideales Gegenbild zur entfremdeten städtischen Existenz.