© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/23 / 16. Juni 2023

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Man kennt sich, man hilft sich
Paul Rosen

Kleider machen Leute, und in Zeiten von Fernsehgeräten mit hochauflösenden Bildschirmen gehört auch ein gut geschminktes Gesicht dazu, damit Falten und Pickel nicht den edlen Gesamteindruck stören. Inzwischen sind Visagisten, die mit Tupfer und Pinsel das Erscheinungsbild verbessern, unverzichtbarer Bestandteil der Bundesregierung. Das war schon zu Zeiten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) so, wobei die Kosten der kosmetischen Maßnahmen nie offiziell bekanntgegeben wurden, denn angeblich mußte das Geschäftsgeheimnis der Visagistin geschützt werden.

Die Ampelkoalition ist nicht nur bunter als die Merkel-Regierung, sondern manchmal auch auskunftsfreudiger. Um Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besser in Szene zu setzen, wurden 2022 insgesamt 39.910,95 Euro ausgegeben. Das ist viel Geld, aber im Vergleich zu den Ausgaben des Auswärtigen Amtes verhältnismäßig wenig. Der Pressedienst des Bundestages gibt die Kosten der Begleitung von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) durch eine Maskenbildnerin zu Bild- und Fernsehterminen im In- und Ausland 2022 mit gut 136.500 Euro an. Begründung: „Die vom Auswärtigen Amt beschäftigte Maskenbildnerin kümmert sich bei den zahlreichen öffentlichkeitswirksamen Terminen um Make-up und Frisur der Bundesministerin und trägt damit – vor allen Dingen bei Terminen mit Auslandsbezug – zu einem gelungenen Auftritt der Außenministerin als Repräsentantin Deutschlands bei.“ In anderen Ministerien fallen die Kosten für Visagisten kaum ins Gewicht. Das Innenministerin von Nancy Faeser (SPD) beispielsweise kommt mit 7.432,10 Euro aus, und das Familienministerium von Lisa Paus (Grüne) mit knapp 6.000 Euro. 

Wenn Baerbock dann gut geschminkt auf dem Podium einer öffentlichen Veranstaltung sitzt, ist es besonders angenehm, auf Leute zu treffen, die man schon kennt. Bei Veranstaltungen greifen das Auswärtige Amt und nachgeordnete Behörden wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gerne auf Moderatoren aus dem Journalismus zurück. Der AfD-Fraktion ist es zu verdanken, daß das grüne Beziehungsgeflecht aufgedeckt wurde und daß Robert Habecks Wirtschaftsministerium beileibe kein Einzelfall ist. Denn das Auswärtige Amt heuerte beispielsweise für Moderationen mehrfach die Journalistin Pia Maria Castro an. Sie ist Ehefrau von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und der wiederum Parteifreund von Baerbock. Das erinnert an die Devise: Man kennt sich und man hilft sich.

Wieviel Geld Özdemirs Ehefrau von der Bundesregierung erhalten hat, wird der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt. Abgeordnete können sich die Zahlen in der Geheimschutzstelle des Bundestages anschauen, in die sie weder Zettel, Stift noch Handys und Fotoapparate mitbringen dürfen. Nur die Gesamtzahlen sind bekannt: Danach zahlte die Bundesregierung insgesamt 2,3 Millionen Euro an Journalisten.