© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/23 / 16. Juni 2023

Zitate

„Löckten die Grünen früher gegen den Konformismus der Mächtigen, verkörpern sie heute die Macht des Konformismus, weit davon entfernt, die Verhältnisse kritisch zu hinterfragen. (...) Die Partei ist in eine Hegemoniefalle geraten. Gegen diese kulturelle Vorherrschaft, die sie auf vielen Feldern der Politik und der Kultur beansprucht und besitzt, sprießt nunmehr vielfältiger Protest. Die grüne Reaktion fällt mitunter wehleidig aus, und das beständige Wettern gegen Populismus entspringt einer ‘Haltet den Dieb’-Reaktion.“

Eckhard Jesse, Politikwissenschaftler, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 9. Juni





„In der Mediendemokratie werden die Menschen durch eine Sprache versklavt, die als die unwiderrufliche der Mehrheit auftritt, in Wahrheit aber von gut organisierten Minderheiten lanciert wird. Die öffentliche Meinung verhilft also immer häufiger nicht der Majorität, sondern der Orthodoxie zum Ausdruck. Diese Orthodoxie heißt heute politische Korrektheit. Der politischen Korrektheit geht es nicht darum, eine abweichende Meinung als falsch zu erweisen, sondern diejenigen, die eine abweichende Meinung haben, als unmoralisch zu verurteilen.“

Norbert Bolz, Medienwissenschaftler, in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift „Pragmaticus“





„Eine industriefeindliche Lehrerzimmerpartei setzt sich für die verspätete Realisierung des Morgenthau-Plans ein und macht die Bundesrepublik zum Biobauernparadies, das vielleicht noch als Kulisse für reiche Urlauber aus wirtschaftlich erfolgreicheren Weltgegenden dient. Allerdings wäre es dann sinnvoller, Burgen statt Windkraftanlagen zu bauen. Denn jetzt geht die Deindustrialisierung des Landes mit einer Industrialisierung der Landschaft einher.“

Daniel Gräber, Leiter des Ressorts Kapital, in der Juni-Ausgabe des „Cicero“





„Wenn eine kleine elitäre Minderheit der oberen Bildungs- und Einkommensschichten der Gesellschaft der großen Mehrheit der Andersdenkenden ihre Werte durch Belehrungen oder Verbote aufzwingt, kann das wohl als eine Art Diktatur gewertet werden. So hält anders als die große Mehrheit der Grünen-Wähler nur eine Minderheit aller Bundesbürger die Abschaltung der Kernkraftwerke, das Verbot des Verbrennungsmotors sowie der Gas- und Ölheizungen oder das Gendern für richtig. Nicht nur die Politik auf Bundesebene, sondern auch viele Kommunen orientieren sich zu sehr an einem vermeintlich grünen Zeitgeist.“

Manfred Güllner, Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Forsa und SPD-Mitglied, in der „Welt“ am 12. Juni





„Vor dem Gesetz mögen noch alle gleich sein, doch darauf kommt es gar nicht mehr an. (...) Der Begriff der Strafbarkeit wird heute pauschal in den Bereich der Strafwürdigkeit, also einen subjektiv moralischen Kontext ausgedehnt. In erster Instanz sprechen Aktivisten und Journalisten das Urteil, dem die „zweite“ Instanz, unsere regulären Gerichte, aufgestachelt von NGOs, Medien und Parteien, leider oft folgen. Sogenannte Klimaleugner, Querdenker, Impfgegner, Ausländerfeinde und transphobe Umvolkungsverschwörer und alle, denen das Adjektiv ‘umstritten’ angeheftet ist, wurden und werden ja nicht wegen strafbarer Handlungen, sondern moralisch-medial verworfener Haltungen niedergemacht, verfolgt, gecancelt und wirtschaftlich vernichtet.“

Roger Letsch, Fotograf und Texter, auf dem Blog „achgut“ am 13. Juni