© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 25/23 / 16. Juni 2023

Aufgeschnappt
Wenn der Union Jack in den Dreck fällt
Matthias Bäkermann

Die Regent Street am Rande des feinen Londoner Viertels Mayfair ist die wohl prominenteste Einkaufsmeile der britischen Metropole. Hunderte Läden weltbekannter Marken reihen sich zwischen Piccadilly und Oxford Circus aneinander. Gern werden quer über der Prachtchaussee zu speziellen Anlässen Flaggen präsentiert. Vergangenes Jahr nahmen die woken Stadtväter den fünfzigsten Jahrestag des ersten Marsches der Schwulenszene zum Anlaß, Hunderte zwölffarbige „Progress-Pride“-Flaggen in Reih’ und Glied aufzuhängen, was Spötter veranlaßte, Vergleiche mit der Parteitagsästhetik im Nürnberg der 1930er Jahre zu ziehen. Auch in diesem Juni ehrt London die LGBTQ-Szene zum 51. „Pride-Jubiläum“ mit einem Fahnenmeer. Wie der konservative Comedian Leo Kearse über Youtube dokumentierte, gingen dabei städtische Angestellte mit noch hängenden britischen Flaggen der Krönungsfeier König Charles’ überaus robust um. Kurzerhand schnitten sie störende Union Jacks ab und ließen sie anstelle der Regenbogen-Fahnen ungeniert in den Straßendreck fallen. „Ihr hängt die falsche Fahne ab“, rief Kearse den Malochern entgegen. „Wissen wir“, so die trockene und nicht gerade „woke“ Antwort der Arbeiter.