© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/23 / 09. Juni 2023

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Die Grünen ziehen uns den Stecker“, JF 23/23

Die Menschen wollen eine neue Regierung

Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Es ist die Ampel, der schleunigst der Stecker zu ziehen ist! In kürzester Zeit wird die AfD die SPD deutlich hinter sich lassen und näher an die Union heranrücken. Das liegt allein an den serienweisen Lügen und stümperhaften Fehlern dieser „Regierung“. Ganz langsam, dafür um so definitiver, begreifen die Menschen, was alles Grün-Rot hier unumkehrbar auf breiter Front an gewaltiger Zerstörung des Landes anstellt. Sie haben endgültig die Schnauze voll von diesen ungelernten und total fähigkeitsbefreiten antideutschen Nichtskönnern. 

Die Menschen im Land wollen eine neue Regierung, und zwar eine Koalition der Union mit der AfD. Bleibt nur zu hoffen, daß die CDU/CSU das begreift und sich nicht weiter hinter der selbst errichteten und so unnötig aufgezogenen „Brandmauer“ wegduckt. Die Verantwortung für einen Fortbestand der weltoffenen, friedlichen und toleranten Wohlstandsgesellschaft in einem demokratischen Rechtsstaat erfordert ganz schnell ein „konstruktives Mißtrauensvotum“ und eine „Koalition zur Rettung Deutschlands“ aus Union und AfD. Besser schon morgen als erst übermorgen.

Werner Heinrich, Reutlingen






Zu: „Verlorener Bezug zur Nation“ von Dieter Stein, JF 23/23

Keine wunderbaren Jahre in Greiz

Ich staune, wie leicht es geworden ist, eingebürgert zu werden. Anfang der 1960er Jahre wollte ich Lehrer in Baden-Württemberg (heute: The Länd) werden und benötigte deswegen einen Staatsangehörigkeitsnachweis. Ich ging zum Landratsamt Waiblingen. Mein Wunsch wurde mir mit der Begründung abgeschlagen, mein Geburtsort Greiz im Thüringer Vogtland liege nicht in Deutschland, sondern in der DDR (geboren wurde ich 1941, als von einer DDR noch keine Rede war). Und jetzt kommen zwei Pointen. Erstens: Aber die Bundeswehr wollte mich ohne diese Bescheinigung einziehen. Ich verweigerte den Wehrdienst mit der Begründung, im Kriegsfalle wolle ich nicht auf meine Verwandten in der DDR schießen. Stattdessen arbeitete ich auf einer Orangenplantage in Shavej Zion (Israel). Zweitens: Vom Landratsamt Waiblingen erhielt ich schließlich eine Ersatzbescheinigung aufgrund des mit einem Hakenkreuzstempel (!) versehenen NS-Familienstammbuches. Jedenfalls habe ich bis heute keinen richtigen Staatsangehörigkeitsnachweis.

Rainer Goldhahn, Waiblingen






Zu: „Wer den Protest artikuliert“ von Dieter Stein, JF 22/23

Fragwürdig bei 43 Prozent Nichtwählern

Warum tun Sie es den Mainstreammedien gleich und veröffentlichen nicht die Wahlbeteiligung? Dann würde folgendes transparent werden. Die größte Wählerkohorte ist bei fast jeder bundesdeutschen Wahl jene, die sagt: „Keiner von euch!“ und die nicht zur Wahl geht, wie zuletzt 43 Prozent der Wahlberechtigten in Bremen. 

Es ist zu vermuten, daß es Teilen des deutschen Volkes, bei 12 Prozent Analphabeten, auch schwerfällt, eine Verhältnisgleichung zu lösen. Doch stets verhält sich das veröffentlichte Wahlergebnis zu 100 Prozent, wie X (tatsächliches Ergebnis) zur Wahlbeteiligung in Prozent. Im Ergebnis haben in Bremen zum Beispiel nur 15,8 Prozent schwarz, gar nur 6,7 Prozent der Wahlberechtigten grün gewählt. Das Volk ist es, das auf dieser Grundlage den Allmachtsphantasien von Profilneurotikern freien Lauf – und die Diktatur von Minderheiten zuläßt. Mithin haben 93,3 Prozent die Grünen nicht gewählt. Das würde deutlicher, wenn sich die JF von den Mitbewerbern des Zeitungsmarktes abheben und die Wahlbeteiligung zu jedem Wahlergebnis veröffentlichte.

Ullrich Till, Dresden






Zu: „ʻHelden der Nationʼ“, im Gespräch mit Anthony Lee & „Bauern in Not: Der Bauer, der Minister und das Vieh“ von Martina Meckelein/Harald Melzer, JF 22/23

Beim ersten Hahnenschrei

Die Aussage des Landwirtes Christoph Schulz, daß nach deutschem Recht die unausgebrüteten Eier nach dem 9. Tag nicht mehr selektiert werden dürfen, weil man festgestellt habe, „daß dieser Embryo bereits ein Schmerzempfinden hat“, ist um so erstaunlicher und vor allem schockierender, als es in unserem Land Bestrebungen der Jusos gab (und gibt?), bis zur Geburt eines Kindes noch eine Abtreibung durchführen zu können. Nach dieser Logik ist ein menschlicher Fötus offensichtlich weniger wert als ein Hahnenembryo!

Gabriele Ipsen, Stuttgart




Konservative Rebellen auf dem Land

Selbst bin ich mit der JF nicht zufrieden, weil wir Mitteldeutschen und früheren Ostdeutschen in den Leserbriefen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Meine Großeltern und Eltern haben in Posen (heute Polen) 1945 ihr gesamtes Hab und Gut (Bauernhof) verloren. 1961 wurden wir von den SED-Bonzen gezwungen, in die LPG einzutreten. Wir sind zum zweiten Male enteignet worden. Alles wurde zum Eigentum der Kolchose „Neuer Weg“ erklärt. Verzeihen Sie mir bitte, wenn ich von den Politikbonzen „die Schnauze voll“ habe. 

Natürlich sind „Farmers for Future“ und „Landwirtschaft verbindet Deutschland“ Initiativen, die einen hinhören lassen. Tatsächlich sind nicht nur die Bauern, der gesamte ländliche Raum ist in Not. Im Ergebnis einer wirtschaftsfeindlichen Politik, insbesondere der Grünen, geben immer mehr Landwirte in Deutschland auf. Das Problem sind die Gängelung und die Bürokratie etwa durch die Politik in Brüssel, Berlin und Schwerin. Großstädter, die nie einen Schweinestall ausgemistet haben, wollen Landwirten vorschreiben, wie sie ihre Tiere zu pflegen und ihre Äcker zu bestellen haben. Geht es noch? 

„Wir müssen den Landwirten die Fesseln lösen, die Brüssel ihnen angelegt hat“, fordern konservative Rebellen mit immer mehr Nachdruck. So sieht es auch Anthony-Robert Lee, der Sprecher der Initiative „Landwirtschaft verbindet Deutschland“. Sicher haben die Demos mit Hunderten von Traktoren ein breites mediales Echo über die Proteste der Bauern ausgelöst. Das allein reicht aber nicht. 

Viel haben sich die Wähler der CDU von Friedrich Merz versprochen, allein gehalten hat der Sauerländer gar nichts. Konservative Werte sind bei den Christdemokraten auch heute nicht gefragt. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst stetig. Die Wirtschaft (Industrie und Landwirtschaft) unseres Landes ist in einer Rezession. Von Wachstum kann keine Rede sein. Zweifellos: Grün und Rot sind der Wirtschaft Tod. Weshalb Friedrich Merz um die Gunst der Grünen buhlt, wird sein Geheimnis bleiben. Wir konservative Rebellen reichen unseren Landwirten die Hand, denn wir wollen freie Bauern und keine Knechte der Politik.

Hans-Joachim Nehring, Neubrandenburg






Zu: „Metterrnichs Nachfahre“ von Elliot Neaman, JF 22/23

In Bensheim nicht gern gesehen

Vielen Dank für dieses ausgezeichnete Kissinger-Profil. Nur zur Ergänzung: Kissinger hatte sich während des Krieges ja nie durch militärische Heldentaten ausgezeichnet, wurde aber 1945/46 als 23jähriger Feldwebel und Angehöriger des Counter Intelligence Corps (CIC) als Nazi-Jäger in meine Heimatstadt Bensheim versetzt, wo er sich als absoluter Alleinherrscher aufführte, der nach Herzenslust verhaften und verhören konnte, und das Denunziantentum auch durch Kriminelle nach Kräften förderte. Tatsächlich gelang es ihm so, vier Beamte der Gestapo-Außenstelle, die nach dem Bombenangriff auf Darmstadt nach Bensheim verlegt worden war, zu verhaften, die kurz vor Kriegsende noch 12 ihrer Häftlinge erschossen hatten. Sie wurden 1948 alle in Landsberg gehängt. 

Dazu pflegte er, als „Mr. Henry“ mit einer deutschen Offizierswitwe liiert, einen extravaganten Lebenswandel, ließ die modernste, noch intakte Industriellenvilla im benachbarten Zwingenberg sowie den größten „Horch“ in Heppenheim für sich beschlagnahmen und trieb es in der Hungerzeit für die Besetzten mit Schwarzhändlern so offen und hemmungslos bunt, daß er schon im April 1946 aus dem CIC entlassen wurde und als Zivilist an der US-Spionageschule in Oberammergau Kurse geben mußte, diesmal zur Abwehr der kommunistischen Unterwanderung. Noch in den 70er Jahren, als er längst als US-Außenminister eine notorische Weltberühmtheit genoß, verdrehten die Alteingessenen in Bensheim bei der Nennung seines Namens nur die Augen. Im Gegensatz zu Fürth hat ihm deshalb Bensheim eine Ehrenbürgerwürde aus guten Gründen nie angeboten.

Albrecht Rothacher, Brüssel/Belgien






Zu: „Im Giftschrank weggesperrt“ von Kerstin Rech, JF 22/23

Harry, hol mal den Computer

Wie kommen die Verantwortlichen dazu, eine Wiederholung von Filmen aus der „Derrick“-Serie anläßlich des 100. Geburtstags von Horst Tappert nicht zu senden? Die in dem Artikel aufgeführte Begründung, er sei Mitglied der Waffen-SS gewesen, ist so abstrus, schlimmer geht es nicht. Es wird nicht gesagt, ob Tappert freiwillig zur Waffen-SS ging oder ob er nach seiner Arbeitsdienstzeit zur Waffen-SS eingezogen wurde, denn das war in den letzten Kriegsjahren schon möglich. Den Personen, die eine Wiederholung aus den angeführten Gründen nicht für wünschenswert hielten, ist zu empfehlen, sich über unsere Geschichte zu informieren. Dazu eignet sich der Film: „Aufarbeitung der Geschichte – Deutsche Soldaten, Rede Benjamin Freedman von 1961“, der bei Youtube verfügbar ist.

Werner Richter, Wasserburg am Inn






Zu: „Überparteiliche Empörung“ von Karlheinz Weißmann, JF 22/23

Korrigierte Inflation

Am Ende seines Beitrages über das Schicksal Leo Schlageters in den Zeiten der Ruhrbesetzung wirft der Autor zu Recht einen Blick auf die deutsche Hyperinflation von 1923: „Hatte Anfang Juni eine Reichsmark noch 7.500 Dollar entsprochen, stand der Kurs im August bei 1,1 Millionen Reichsmark, am Jahresende bei 4,4 Milliarden“. Diese knappen Angaben sind jedoch nicht zutreffend: Statt von „Reichsmark“ war bis Herbst 1924 von Papiermark die Rede, zur begrifflichen Unterscheidung von der goldgedeckten Vorkriegs-Mark. Die Dollar-Mark-Parität entwickelte seit Beginn der Ruhrbesetzung jedoch ganz andere Dimensionen: Stand der Wechselkurs am 11. Januar 1923, dem Tag des Ruhr-Einmarsches, noch bei einem US-Dollar gegen 10.450 Mark, lag er am 15. April bei 21.000 Mark; am 17./18. April bereits bei 1 : 29.000, und Mitte Mai bei 46.000 Mark. Die Banknote für 50.000 Mark entsprach Ende Mai genau einem US-Dollar. Am 12. Juni notierte der US-Dollar bei 1 : 80.000, am 15. Juni bei 1 : 107.730 und am 18. Juni einen Dollar für 148.000 Mark. Ende Juli war die Millionengrenze überschritten, was sich auch in einer Eine-Million-Mark-Banknote niederschlug. In der ersten Oktoberwoche wurde die Schwelle von einer Milliarde erreicht; der Endstand war Mitte November 1923 mit 4,2 Billionen Mark für einen US-Dollar erreicht.

Dr. Matthias Kordes, Recklinghausen






Zu: „Karfreitag for Future“ von Jens Knorr, JF 21/23

Zeitgeist oder ein Zuviel an Geld und Zeit

Zur Geschmackslosigkeit der Aufführung von Bachs Matthäus-Passion bleibt nur die Frage, ob sie einem verbockten Zeitgeist oder dem Zuviel an Geld und Zeit für solche Veranstalter zuzurechnen ist.

Arthur Schanz, Overijse/Belgien






Zu: „Exotik ganz nah“ von Carsten Peters, JF 20/23

Vegane Luxussorgen

Wer Lust auf Exotik hat, aber nicht reisen will, könne auch im eigenen Garten Urlaub unter Palmen erleben, mit „permanenter Happy-hour“ und „Haziendero-Feeling“. Diesen Denglish-Beitrag hätte ich eher in einem von veganen Luxussorgen geschwängerten Magazin vermutet als in einer konservativen Wochenzeitung. In einer Zeit, in der kaum mehr hier schon länger Lebende noch wissen, was am Wegesrand wächst, empfiehlt der Autor Hanfpalme, Faserbanane oder diverse Bambus-Arten („Da guckt er neidisch, der Nachbar.“).  Außer dem infantilen Wettkampf mit Nachbarn haben wir keine Probleme?

Dr. Reiner Kaschel, Wendlingen am Neckar