Mit seiner Rekonstruktion der 1958 kurzzeitig Skandal machenden „Leihwagen-Affäre“ liefert der Stuttgarter Historiker Gunnar Tacke einen weiteren Baustein zur inzwischen gut erforschten Geschichte der Korruption in der Bonner Republik (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/2023). Im Zentrum der Studie steht mit dem Juristen Hans Kilb ein Referent des CDU-Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der jahrelang als Lobbyist der Daimler-Benz AG agierte, bevor er wegen Vorteilsannahme und Bestechlichkeit inhaftiert und angeklagt wurde. Der für seine Dienste mit unentgeltlicher Nutzung von Daimlers Luxus-Karossen abgefundene „Autonarr“ Kilb entging zwar einer Verurteilung. Trotzdem sei die Affäre keine „Petitesse“, weil sie die Infiltration der Großindustrie in den Regierungsapparat belege und somit Grundsatzfragen der Gewaltenteilung aufwerfe. Allerdings, räumt Tacke ein, störten weder dieser noch schwerere Fälle in der Bonner Korruptionschronik je die verfassungsmäßige Funktion der Staatsorgane. Insoweit zeigt gerade der historische Vergleich, daß sich der Dammbruch einer solchen Funktionsstörung erst mit der aktuell von den Grünen geförderten „feindlichen Übernahme der deutschen Wirtschafts- und Energiepolitik durch die globale Finanzindustrie“ (Beatrix von Storch) vollzieht.