Manchmal findet man große Schätze dort, wo man sie kaum noch erwartet. Die vier Episoden der ersten Staffel einer neuen Dokureihe in der ARD-Mediathek sind ein paar solche Schätze. „Frontmen“ heißt die Serie, die sich dem Leben einiger der größten Rockstars aller Zeiten widmet. Es sind Geschichten von Außenseitertum, Selbstzerstörung und der Sehnsucht nach Anerkennung.
Psychogramme großer Egos, aufgebaut auf kleinem Selbstbewußtsein. Die Dokumentationen zeigen echte Kerle und kaputte Typen, die nur so strotzen vor dem, was man heute „toxische Männlichkeit“ nennt. So wie David Lee Roth, Frontmann bei Van Halen, der mit seiner Band regelmäßig Suiten und mitunter ganze Hoteletagen ruinierte, indem er junge Mädchen von oben bis unten mit Ketchup vollspritzte. Daß die Kombination aus innerer Unsicherheit und nach außen getragenem Narzißmus nicht immer nur in solch harmlosen Späßen endet, wird in jener Nacht deutlich, als Roth nach einem nächtlichen Wutanfall in seinem Zimmer zur Beruhigung von der eigenen Security in eine Zwangsjacke gesteckt wurde.
Neben David Lee Roth werden auch Ozzy Osbourne, Alice Cooper und Bruce Dickinson porträtiert.
Die Doku-Reihe zeigt auch diese dunklen Kapitel im Leben der strahlenden Stars und läßt diese von der Neuropsychologin Judy Ho analysieren. Die wohl düsterste Passage der Serie stammt hierbei aus der Folge über Ozzy Osbourne. Der Black-Sabbath-Frontmann versuchte einst im Drogen- und Alkoholrausch seine über alles geliebte Frau Sharon zu ermorden, ohne daß er sich im nachhinein daran erinnern konnte.
Über Alice Cooper wissen alte Weggefährten gar zu berichten, daß dieser sich an mehrere seiner eigenen Alben nicht mehr erinnern könne, da er während deren Aufnahme so stark unter dem Einfluß härtester Substanzen stand. Einer, dessen Geschichte aus alldem heraussticht, ist der disziplinierte, wißbegierige Perfektionist Bruce Dickinson. „Die Luftschutzsirene“ von Iron Maiden, der sich, während seine Bandkollegen den klassischen „Sex and Drugs & Rock‘n‘Roll“ -Traum lebten, lieber dem konzentrationssteigernden Fechtsport seiner Zeit auf dem Elite-Internat zuwandte, Bücher schrieb und nach einer absolvierten Pilotenausbildung sogar im „Nebenberuf“ Passagiermaschinen geflogen ist. Absolut sehenswert!