© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/23 / 09. Juni 2023

Filmkritik Polizeiaktion Dynamit
Tödlicher Fußball
Werner Olles

Eine Pariser Verbrecherbande, die einen einträglichen Drogenhandel betreibt, tarnt ihre kriminellen Geschäfte unter dem Dach einer Importfirma für Südfrüchte. Das Rauschgift verstecken sie indessen in harmlosen Fußbällen. Um einen gefährlichen Konkurrenten auszuschalten, der seinen dunklen Machenschaften im Weg ist, läßt der Bandenchef Jean (Gert Fröbe) anstatt des Kokains eine Ladung Dynamit in einem Fußball unterbringen. Der Zünder soll Punkt zehn Uhr eine tödliche Explosion auslösen.

Doch bei der Übergabe wird der Ball mit der Bombe mit einem echten Fußball verwechselt, und ein kleiner Junge verschwindet mit diesem im Gewirr der Pariser Gassen. Jean ist außer sich vor Zorn und läßt Bastien (Serge Reggiani), den Überbringer der Bombe, von seinem Killer Dédé (Reggie Nalder) niederschießen. Bastien, der aus Liebe zu seiner Freundin Jacqueline (Jeanne Moreau) schon seit längerer Zeit aus dem Drogenmilieu aussteigen wollte, kann in letzter Sekunde noch einem LKW-Fahrer (Albert Dinan) einen Hinweis auf die Bombe geben, bevor er stirbt. Aber kann es Kommissar Varzeilles (Paul Meurisse) und seinen Männern gelingen, die Bande auszuheben und den tödlichen Fußball rechtzeitig zu finden, bevor ein größeres Unglück geschieht? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …

Gilles Grangiers Kriminalfilm „Polizeiaktion Dynamit“ („Echec au Porteur“, Frankreich 1957) wurde 1958 unter dem Titel „Es geschieht Punkt zehn …“ für die DDR lizenziert, bevor er ein Jahr später unter dem reißerischen Titel „Polizeiaktion Dynamit“ in der Bundesrepublik in die Kinos kam. Nach dem Roman „Echec au Porteur (dt. Titel „Den Tod in der Hand“, 1959) des Krimiautors Noël Calef von Grangier inszeniert, die beide das Drehbuch schrieben, wurde der Film von der DDR-Kritik als Gleichnis dafür bezeichnet, „zu welcher Abscheulichkeit das Verbrechen sich in der kapitalistischen Welt steigern und wie fürchterlich es die Allgemeinheit bedrohen kann“ (Schriftsteller Horst Beseler im „DDR-Filmprogramm“) und somit im real-sozialistischen Sinn propagandistisch instrumentalisiert.

Das Ende von Grangiers Kriminalfilm mündet in eine wilde Verfolgungsjagd und bietet für damalige Verhältnisse eine enorme Action-Sequenz, die sich durch den beschleunigten Rhythmus der Inszenierung einprägt, den der Regisseur in richtiger Einschätzung der schmalen Story gewählt hat.

DVD: Polizei-aktion Dynamit. Pidax Film-Klassiker 2022, Laufzeit etwa 83 Minuten