Endlich wieder Wagner. Am kommenden Sonntag (11. Juni) steht „Der fliegende Holländer“ in der Staatsoper Unter den Linden auf dem Abendprogramm. Die Inszenierung stammt von Philipp Stölzl, der sie 2009 am Theater Basel auf die Bühne brachte. Ihre Deutschland-Premiere feierte sie dann 2013 im Berliner Schillertheater, in dem die Staatsoper während der Dauer von Sanierungsarbeiten untergebracht war. Dort habe ich Stölzls grandiose Interpretation der alten Sage vom Fliegenden Holländer bereits zweimal gesehen. In dieser Spielzeit nun findet sie zum letzten Mal statt. Den ruhelos die Weltmeere durchpflügenden Holländer singt der kanadische Baßbariton Gerald Finley. In der Rolle als schwärmerische Senta ist die litauische Sopranistin Vida Miknevičiūtė zu erleben. Den in Senta verliebten Jäger Erik verkörpert der österreichische Heldentenor Andreas Schager. Garant für ein staunenswertes Opernerlebnis ist jedoch ohne Zweifel die Inszenierung selbst. Spielort ist eine düstere großbürgerliche Bibliothek mit einem riesigen Seegemälde an der Stirnwand. Senta liest verträumt in einem Folianten, als das Bild sich belebt und eine wüste Piratengeschichte ihren Fortgang nimmt, in der Traum und Realität ineinander übergehen. „Eine Inszenierung von komplexer Doppelbödigkeit. Fulminant“, wie die Basler Zeitung einst urteilte, „radikal und albtraumhaft“ (Neue Zürcher Zeitung). Karten sind an der Abendkasse noch erhältlich.
Leider war ich einen Tick zu spät dran und bekam keine Karten mehr für ein Rammstein-Konzert.
„Älterwerden in einer traditionsfeindlichen Welt gilt es im wesentlichen aus eigenen Kräften zu bestehen.“ (Botho Strauß in: „Herkunft“, Hanser, München 2014)
Seit einem Dreivierteljahr ärgere ich mich schwarz. Damals, Anfang September 2022, startete der Kartenverkauf für die diesjährigen Rammstein-Konzerte. Ich hatte die Band erst wenige Monate zuvor im Berliner Olympiastadion das erste Mal live erlebt und war derart begeistert (Streifzüge vom 20. Juni 2022), daß ich dieses Jahr unbedingt wieder zu einem ihrer drei Auftritte an gleicher Stätte gehen wollte. Leider jedoch war ich einen Tick zu spät dran und bekam keine Karten mehr. Inzwischen bin ich darüber noch zorniger, wenn ich in diesen Tagen auf Twitter oder Facebook lese, daß Leute ihre Karten jetzt wegen der gegen Rammstein und ihren Sänger Till Lindemann erhobenen Vorwürfe zurückgeben wollen. Einige weibliche Fans behaupten, zum Teil anonym, ihnen seien im Umfeld von Konzerten Drogen verabreicht worden und auf Aftershowpartys sei es zu sexuellen Übergriffen gekommen. Junge Frauen sollen dafür regelrecht rekrutiert worden sein. Strafanzeigen sind nach derzeitigem Erkenntnisstand bislang allerdings nicht erstattet worden. Die Band bestreitet in zwei Stellungnahmen alle Vorwürfe. Es steht Aussage gegen Aussage, nichts ist auch nur annähernd bewiesen. Spekulationen in der einen wie der anderen Richtung sind Tür und Tor geöffnet. Sich daran öffentlich zu beteiligen, sollte sich eigentlich von selbst verbieten. Um so ekelhafter finde ich die derzeitige Verdachtsberichterstattung im Fall von Rammstein/Till Lindemann. Jetzt brauche ich nur noch Konzertkarten.