© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/23 / 09. Juni 2023

CD-Kritik: Ed Sheeran
Tiefer Seelenschmerz
Thorsten Thaler

Auf + folgt x folgt ÷ folgt = und jetzt –. Äh, wie jetzt? Nun, der geneigte Fan von Ed Sheeran weiß natürlich sofort, daß es sich hierbei um die mathematischen Albumtitel des britischen Singer-Songwriters handelt. Das neue, „–“ (Subtract), ist vor vier Wochen erschienen und eroberte vom Verkaufsstart weg die Spitze der Musikcharts. Auf Instagram teilte der 32jährige mit, er habe zehn Jahre lang an „Subtract“ gearbeitet, es sollte das „perfekte“ Akustikalbum werden. Dann habe es Anfang 2022 eine Reihe von Ereignissen gegeben, so Sheeran, „die mein Leben, meine psychische Gesundheit und letztendlich die Art und Weise, wie ich Musik und Kunst betrachte, verändert haben“. Innerhalb eines Monats mußte er zwei Schicksalsschläge hinnehmen. Seine damals schwangere Frau erhielt eine Krebsdiagnose, die Tumorbehandlung konnte jedoch erst nach der Geburt des Kindes erfolgen. Dann starb sein bester Freund Jamal Edwards mit nur 31 Jahren an einer Drogenvergiftung, und Sheeran selbst fand sich wegen Plagiatsvorwürfen vor Gericht wieder. „Und in etwas mehr als einer Woche ersetzte ich die Arbeit eines ganzen Jahrzehnts durch meine tiefsten, dunkelsten Gedanken.“

Tatsächlich sind die 14 Titel des Albums von einer abgründigen Melancholie geprägt. Ohrwürmer: Fehlanzeige. Die Texte handeln von Trauer, Schmerz, Verzweiflung und Verlust bis hin zu Selbstmordgedanken („Salt Water“). Sheeran nennt sie „die Falltür zu meiner Seele“. Wenigstens verkündet er den einzigen Trost gleich im Refrain des ersten Albumtitels: „ Aber die Wellen werden mein Boot nicht zerbrechen.“

Ed Sheeran

– (Subtract)

Warner Music 2023

 www.edsheeran.com