Müssen Altmieter zu große Wohnungen frei machen?
BERLIN. Der Kredit- und Immobilienexperte Ronald Slabke hat angesichts der zuwanderungsbedingten Wohnungsnot eine „Mobilisierung des Bestands“ gefordert, indem „Menschen aus ihren zu großen Wohnungen ausziehen“. Dazu sei „ökonomischer Druck“ nötig: „Viele Mieter haben noch alte Verträge, die ihnen Mieten deutlich unter der ortsüblichen Vergleichsmiete zusichern“, erläuterte der Vorstandschef des Finanzdienstleisters Hypoport SE in der Wirtschaftswoche. Um die Bestandsmieten zu erhöhen, müßte der Mietspiegel „normalisiert“ werden. „So würden Altmieter ihre zu großen Wohnungen frei machen und in kleinere ziehen“, erläuterte Slabke. Mit „seniorengerechten Wohnanlagen“ könne man den Umzug „sehr attraktiv gestalten“, aber derzeit erwäge dies keine Seniorin, „wenn sie für fünf Euro pro Quadratmeter in ihrer zentralen Wohnung lebt und denkt, es sei ihr natürliches Recht, bis zu ihrem Tod genau dort für eine mittlerweile realitätsferne Miete leben zu können“, meinte der 50jährige Chef des SDax-Konzerns. (fis)
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US-Gesetz: Abwanderung von Firmen aus Europa
MÜNCHEN. Das milliardenschwere US-Investitionsprogramm Inflation Reduction Act (IRA) wird zur Abwanderung von Firmen aus Europa führen. Das zeigt eine internationale Umfrage des Ifo-Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern unter Ökonomen (EconPol Policy Report 41/23). „Die Befürchtungen sind besonders groß in Deutschland und Frankreich. Vergleichsweise skeptisch sind auch Volkswirte in der Schweiz, Österreich, Großbritannien, Italien, Irland und in Belgien“, erklärte Niklas Potrafke, Leiter des Ifo-Zentrums für politische Ökonomie. In Frankreich gingen 78 Prozent und in Deutschland 51 Prozent der Befragten davon aus, daß Unternehmen durch den IRA abwandern werden. 43 Prozent aller Befragten befürworteten als Reaktion auf den IRA verbesserte heimische Investitionsbedingungen. 42 Prozent verlangten hingegen eine „aktive nationale Industriepolitik bzw. Subventionen“ und 22 Prozent setzten auf „eine supranationale Reaktion“. (fis)
Zahl der Woche
Um 3,1 Prozent ist die Wirtschaft in Deutschland von 1950 bis 2022 im Durchschnitt jährlich gewachsen. Das größte Plus beim Bruttoinlandsprodukt gab es 1955 mit 12,1 Prozent – die schärfste Rezession mit -5,7 Prozent im Finanzkrisenjahr 2009. Das war heftiger als im Corona-Jahr 2020 (-3,7 Prozent). Die erste Rezession gab es 1967 (-0,3 Prozent) – bei einem Durchschnittswachstum in den sechziger Jahren von 4,4 Prozent. In den Siebzigern waren es 2,9 Prozent, in den Achtzigern 2,6 Prozent. Stagnation gab es in den Jahren 2001 bis 2010 (+0,9 Prozent). In den Jahren ab 2011 lag die Wachstumsrate bei 1,3 Prozent.
Quelle: Statistisches Bundesamt