© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/23 / 09. Juni 2023

Grüße aus … Rom
Schweizergarde in Not
Paola Bernardi

Laut und klar hallte die Antwort des Gardisten über das Rund: „So wahr mir Gott und unsere heiligen Patrone helfen“, dabei lag seine linke Hand auf der vatikanischen Fahne und die rechte war mit drei gespreizten Fingern (Symbol der Dreifaltigkeit) zum Eid erhoben.

 Dreiundzwanzigmal hörten in diesem Jahr die geladenen Gäste im Damasushof des apostolischen Palastes im Vatikan von den neuen Gardisten diese uralte Treueformeln. Wer Tradition liebt, wird seine helle Freude an diesem alljährlichen Zeremoniell immer am 6. Mai („Sacco di Roma“ – Kaiser Karl V. gegen Papst Klemens VII.) haben, und das in einer Zeit, wo Tradition kaum noch gilt. Hinzu kommen die farbenfrohen Gewänder der Gardisten mit den Pluderhosen in den Medici-Farben Blau, Rot und Gelb, die sich so wunderbar fotografieren lassen.

Doch ausgerechnet der 

Kanton Luzern, wo es die meisten Katholiken in der Schweiz gibt, mauert.

Mag es auch den äußeren Anschein haben, daß es sich bei diesen farbenfrohen Leibgardisten des Papstes eher um eine Operettengarde handeln würde. Doch der Eindruck täuscht gewaltig. Zwar gehören zur Bewaffnung der Garde noch immer traditionell Hellebarde, Pike und Schwert. Doch schon im Zweiten Weltkrieg wurden die Gardisten bereits mit Maschinenpistolen ausgestattet. Damals ging es vor allem um den Schutz von Papst Pius XII., der in den Gärten des Vatikan immer spazieren ging. Außerdem tragen alle Gardisten Sprühdosen mit Tränengas unter ihrem Wams. Daß die Garde im Vatikan nicht nur Staffage ist, hat sie immer wieder bewiesen. Gerade wie in diesen Tagen, da raste ein Fremder im Auto, – dieses Mal ein Italiener – durch das Tor Sant’ Anna, die wichtigste Ausfahrt der Città del Vaticano. Er konnte festgenommen werden, bevor weiteres Unheil geschah. 

Damit die kleinste Armee der Welt auch standesgemäß untergebracht ist, muß derzeit die bisherige Kaserne saniert werden und zudem eine neue entstehen. Die Kosten werden auf 45 Millionen Euro geschätzt, die derzeit in der Schweiz gesammelt werden. Doch ausgerechnet der Kanton Luzern, wo es die meisten Katholiken in der Schweiz gibt, mauert. Der Präsident der Freidenker, Andreas Kyriacon, gemeinsam mit Sozialdemokraten und Grünen, bildete eine Allianz gegen das Vorhaben. Mit dem Endergebnis, daß 71,5 Prozent die Finanzierung ablehnten. 

Der Präsident der Freidenker polterte: „Ausgerechnet die Subventionierung eines Kleinstaats, der mehr Vermögen pro Einwohner hat, als jeder andere Staat auf diesem Planeten“. Und er setzte hinzu, „Es handelt sich doch bei den Gardisten um eine private Söldnerarmee“. Dies sind ganz neue Töne aus der Schweiz. Denn bisher waren die Schweizer immer stolz auf ihre „Svizzeri“ im Vatikan. Am 25. September wird die endgültige Entscheidung fallen.