Hunde sind in Berlin ein alltäglicher Anblick. Bei jedem Spaziergang sind Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern anzutreffen. Es gibt aber einen Bereich mitten in der Hauptstadt, wo Hunde garantiert nicht anzutreffen sind – und das sind die weitläufigen Gebäude und Einrichtungen des Deutschen Bundestages. Die Hausordnung des Parlaments ist unerbittlich: „Das Mitbringen von Fahrrädern, (Elektro-)Rollern und Tieren – ausgenommen Blindenführhunde und Diensthunde, die im Auftrag der Polizei beim Deutschen Bundestag eingesetzt werden – ist nicht gestattet.“
Versuche, dies zu ändern, gab es immer wieder. 2013 etwa appellierten zwölf Abgeordnete an den Ältestenrat, die Hausordnung zu modifizieren, weil sie gerne ihren Hund mitbringen würden. Tiere im Büro würden das Betriebsklima verbessern, hieß es. Der Vorstoß scheiterte aber genauso wie auch andere Initiativen.
Doch jetzt nimmt das Thema wieder Fahrt auf. Damit auf den Fluren des Bundestages auch mal ein kräftiges Bellen zu hören ist, gründeten rund 80 Abgeordnete den „Parlamentskreis Hund“. Unter den Mitgliedern befinden sich beileibe nicht nur Hinterbänkler, von denen der eine oder andere seinen Dackel oder Chihuahua in großen Taschen durch die Eingangskontrollen zu schmuggeln pflegt. In abgelegenen Bundestagsliegenschaften soll manch ein Hundebesitzer mit Mandat sogar ganz offiziell durch die Kontrollen gekommen sein, weil die Pförtner alle Augen zudrückten. Dem neuen Parlamentskreis gehört etwa die stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Andrea Lindholz an. Mit dabei ist auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Susanne Ferschl von der Linksfraktion.
„Der Hund scheint ein fraktionsübergreifender Konsens zu sein“, betont Mareike Wulf von der CDU, die von großer Begeisterung im Kampf für den parlamentarischen Bürohund zu berichten weiß. Wulf ist Halterin eines Labradors. Dackelbesitzer Jens Beeck (FDP), Vorsitzender des Parlamentskreises Hund, hat inzwischen einen ersten öffentlichen Auftritt angeregt. Am 25. Juni ist der internationale Bürohundetag, der im Internet auch als „Nimm-deinen-Hund-mit-zur-Arbeit-Tag“ bezeichnet wird. Da sollen alle Abgeordneten mit Hund ihr Tier mitbringen und sich auf der großen Wiese vor dem Reichstagsgebäude präsentieren. Mit dieser Demonstration soll erreicht werden, daß die Hausordnung geändert wird und die Vierbeiner ihren Weg ins Abgeordnetenbüro nehmen dürfen. Bisher zeigt sich die Parlamentsverwaltung nicht gesprächsbereit. Es gebe keine Veranlassung zur Änderung der Hausordnung, hieß es.
Offen bleiben aber noch ganz andere Fragen. Was ist mit den anderen Haustieren wie Katzen und Vögeln? Und sollte nicht auch ein Dienstaquarium bereitgestellt werden, denn auch das Betrachten von Fischen kann dem Streßabbau dienen. Schließlich wären da noch die Reptilien. Giftschlangen sollten besser nicht den Weg ins Parlament finden, aber gegen eine kleine Landschildkröte dürfte doch niemand etwas einzuwenden haben.