Seit Tagen ist die riesige Rauchsäule schon von weitem zu sehen. Auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz nahe der Kleinstadt Jüterbog im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming südwestlich von Berlin brennt seit Mittwoch vergangener Woche der Wald. Wieder mal. Bereits 2018 und 2019 hatten in dem Gebiet Bäume und Sträucher gebrannt.
Noch Anfang dieser Woche waren die Einsatzkräfte alles andere als optimistisch. Man rechne nicht mit einem schnellen Ende, zitierten Lokalmedien eine Sprecherin der Stadt. Denn außer dem fehlenden Regen macht den Brandbekämpfern besonders zweierlei zu schaffen: auf dem Boden das viele trockene Totholz, im Boden die Reste alter Munition. Das erste sorgt für ordentlich Brennmaterial, das zweite dafür, daß für die Feuerwehren das Areal jenseits gesicherter Wege nicht zu betreten ist. Denn niemand weiß, wo genau die explosiven Altlasten liegen. „Das ist wie ein Mikadospiel“, meinte Einsatzleiter Rico Walentin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Selbst mit Wasserwerfern komme man nicht nah genug an die Brandherde heran, ohne die Besatzungen einem zu hohen Risiko auszusetzen. Allein am Wochenende hatte sich die brennende Fläche von 45 auf 150 Hektar ausgedehnt. Deswegen gingen die Helfer auch davon aus, daß ihr Einsatz noch Tage dauern werde. Zu allem Überfluß mußten sie zwischendurch auch noch einen anderen Waldbrand löschen, der mutmaßlich von Brandstiftern gelegt worden war.
Als zu wenig effektiv hatte sich bisher die Hilfe aus der Luft erwiesen, auch wenn Hubschrauber der Bundespolizei und kleine Löschflugzeuge unermüdlich über dem ehemaligen Truppenübungsplatz im Einsatz waren. Was die Feuerwehren machen konnten: etwa 30 Meter breite Schneisen in den Wald zu schlagen, um so die Flammen an einer weiteren Ausbreitung zu hindern. Und weil wegen der drohenden Explosionsgefahr auch die Aufklärung gefährlich ist, setzt man dafür zunehmend auf Drohnen, mit denen das weitläufige Gelände aus der Luft beobachtet werden kann.
Unterdessen erhitzt das Feuer von Jüterbog auch politisch die Gemüter in der Landeshauptstadt Potsdam. So forderte der Landtagsabgeordnete Danny Eichelbaum (CDU), der Bund müsse endlich mehr Geld für die Kampfmittel-Räumung in Brandenburg zur Verfügung stellen. Allein die Bergung der Munitionsreste rund um Jüterbog, wo zu DDR-Zeiten die Rote Armee stationiert war, würde 250 Millionen Euro kosten. Wenn die munitionsverseuchten Wälder nicht geräumt werden, „wird es immer wieder zu Waldbränden kommen, weil sich die alte Munition, die im Boden liegt, selbst entzündet“, meinte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion. Man müsse aber endlich den Feuerwehrleuten eine Perspektive geben, so Eichelbaum.
Kein Bundesland gilt als derart stark mit Kampfmittelresten belastet wie Brandenburg, etwa 585.000 Hektar gelten noch als betroffen. Für die Beseitigung der explosiven Altlasten gab die Landesregierung im vergangenen Jahr fast 13,9 Millionen Euro. Gefunden wurden 2022 rund 438 Tonnen Kampfmittel, etwa ein Drittel mehr als im Jahr davor.