© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 24/23 / 09. Juni 2023

Bijan Tavassoli sorgte als „lesbische Trans-Muslima“ erst bei der Linken und nun im Netz für reichlich Empörung.
Mit Vollbart und Hijab
Bernd Rademacher

Bijan Tavassoli ist ein Scherzkeks. Da Humor heute aber eine heikle Sache ist, schäumen bei seinem Namen die woke Linke und der verbiesterte Teil der Transszene vor Empörung. Schon im Herbst hatte die Polit-Ulknudel für Tumult auf dem Parteitag der Hamburger Linken gesorgt: In absentia ließ er seine Kandidatur als „Landessprecherin“ verkünden und reklamierte die „Mindestquotierung“ der Partei für sich, da er nun eine „Transfrau“ sei. Die von einem Stellvertreter verlesene Bewerbungsrede erwies sich jedoch als Crescendo an Beleidigungen gegen die Genossen und ging in Empörung unter, während der Mann von der Bühne geholt wurde. Nach einer chaotischen Debatte ließ man die Kandidatur dennoch, aus Angst vor einer Wahlanfechtung, wutschnaubend zu. Gewählt wurde „Bijan, der reaktionäre Wichser“, so ein Parteitagsredner wütend ins Mikrofon, jedoch nicht.

Seitdem gibt der stattliche Dreißigjährige konsequent die „lesbische Trans-Muslima“, deren an der „heteronormativen“ Gesellschaft leidendes Seelenleben er bierernst in diversen Youtube-Interviews ausbreitet. Frech posiert er mit Unschuldsmiene auf Bildern halbnackt mit muskulösem Oberkörper, dichtem Brusthaar und kantigem Männerkinn, während er sich „eine zerbrechliche Blume“ nennt, oder mit Vollbart und Hijab – für linke Ayatollahs ein Jux weit jenseits der Schmerzgrenze. 

„Ich bin das Bäumchen-wechsel-dich, die ganze Welt dreht sich um mich. Nur um mich! Juhu!“

Nun hat der Hamburger Jurastudent, Sohn iranischer Flüchtlinge, einen neuen Coup gelandet: In Wien betrat der bärtige Troll eine Damensauna. Als empörte Besucherinnen den Bademeister alarmierten zückte er seinen DGTI-Ausweis, „in dem steht, daß ich eine Frau bin. Man hat sich ihn angeguckt – und mich dann hereingelassen.“ Aussteller ist die „Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intersexualität“, bei der jeder die Bescheinigung eines beliebigen Geschlechts beantragen kann. Rechtsgültig ist das perfide Papier zwar nicht, dennoch tut es, wie man sieht, seine Wirkung. Gefördert wird das DGTI-Projekt übrigens vom Bundesinnenministerium.

Seine Köpenickiade brachte Tavassoli im Netz viel Applaus, aber auch den Haß der verqueren Queer-Lobby ein, die verbreitet, der Spaßmacher sei womöglich der AfD beigetreten. Anlaß ist wohl ein Bild, das ihn mit dem Berliner AfD-Abgeordneten Gunnar Lindemann in einer Dönerbude zeigt.

Eher scheint es sich bei Tavassoli aber wohl um einen Linken zu handeln, der die woken Faxen dicke hat. Da er jedoch die Rolle der stalinistischen Trans-Muslima („Wer mich nicht in die Damensauna läßt, den verklage ich!“, „Wer den Islam kritisiert, landet im Knast!“) nicht verläßt, bleibt vieles im unklaren und kann nur ab und zu zwischen den Zeilen herausgelesen werden. Etwa wenn „sie“ mehr Klimawandel fordert, den Kampf dagegen als transfrauenfeindlich geißelt – da Frauen ja schneller kalt wird.

Nur einmal läßt Tavassoli die Katze klar aus dem Sack. In einem selbstkomponierten Lied bringt er zuerst den psychologischen Kern der Genderbewegung auf den Punkt, wenn er mit der Selbstverliebtheit des Infantilen verzückt singt: „Ich bin das Bäumchen-wechsel-dich. Die ganze Welt dreht sich um mich. Nur um mich! Juhu!“ Bevor er klarmacht, „den Medien ist die Genderin in jeder Sendung ein Gewinn, lenkt ab von Rüstung, Gaspreis, Not“ und dann die kalte Dusche folgten läßt: „Mal ehrlich, ich wollt’ nur ohne Schwein zu sein, in jede Frauensauna rein.“