„Wir sollten nicht nur auf den Doppelschock – Pandemie und Krieg – schauen, zumal der erste Schock nahezu verdaut ist. Der Abstieg begann schon vorher, dem Wachstum war bereits 2019 die Puste ausgegangen, die Produktivität gesunken, was durch die Schocks überdeckt wurde. Die Gründe sind vielschichtig, zwei aber sollte man hervorheben. Das goldene Jahrzehnt war voller politischer Wohltaten, aber ohne Reformen: Rente mit 63 statt Rente mit 67. Es wurde spendiert statt investiert, und wenn es doch einen Topf mit Milliarden für Glasfaser und Kita-Ausbau gab, dann blieb er meist voll, statt sich rasch zu leeren. Und hier berühren wir einen zweiten Punkt, der tiefer geht: Während das BIP wuchs, sanken unsere Bereitschaft zur Veränderung, der Investitionswille und die Investitionsfähigkeit – und wir blendeten jene Megatrends aus, die uns vorgerechnet und vorgebetet wurden.“
Horst von Buttlar, Chefredakteur, in der „Wirtschaftswoche“ vom 1. Juni
„Irgendwann ist Schluß. Irgendwann nehmen einem die Wähler die ständige Vertröstung auf eine ‘europäische Lösung’ der Migrationsfrage nicht mehr ab. Irgendwann wird das Problem auf die klassische Manier gelöst, nämlich mit nationalem Grenzschutz. Und dann ist das offene Schengen-Europa nur noch eine halbe Seite im Geschichtsbuch.“
Marcel Leubecher, Politikredakteur, in der „Welt“ am 4. Juni
„Der Klassenkampf ist zurück. Wenn sich die ‘Letzte Generation’ auf die A 100 setzt, um die Verkehrswende zu erzwingen, treffen zwei Welten aufeinander, die normalerweise streng getrennt sind. Hier die Bürgerkinder, für die das Auto alles verkörpert, was in dieser Gesellschaft falsch läuft – dort das Proletariat, das den in die Jahre gekommenen Volkswagen sofort gegen einen ordentlich motorisierten BMW eintauschen würde, wenn es denn könnte. (...) Um verzichten zu können, braucht es eine materielle Grundlage, die Verzicht erstrebenswert macht. Es ist nicht ganz zufällig, daß mit Luisa Neubauer und Carla Reemtsma zwei Cousinen aus der berühmten Zigarettendynastie an der Spitze der Bewegung stehen. Leute, die schon mit 19 Jahren Urlaubsbilder vom Machu Picchu verschickt haben, sehen anders auf die Welt als Menschen, für die bereits zwei Wochen Malle Luxus sind.“
Jan Fleischhauer, Kolumnist, auf „Focus online“ am 5. Juni
„Unsere Politiker gehen in die Welt und sagen den Menschen dort, wie sie zu leben haben. Das ist unangemessen. Wir haben kein Recht, den moralischen Zeigefinder zu erheben.“
Hermann Bühlbecker, Geschäftsführer des Schokoladenherstellers Henry Lambertz GmbH & Co. KG, im Magazin „Bunte“ vom 1. Juni
„Das Regime der Wokeneß ist so totalitär wie jenes der Jakobiner oder der Bolschewiki. Die Linken sparen die Miliardärssozialisten bei ihrer permanenten Systemkritik einfach aus, nichtsozialistische Milliardäre wie Elon Musk natürlich nicht. Sie wollen ohnehin den Kapitalismus nicht mehr stürzen, sondern bewirtschaften. Die Linke ist nicht mehr der Widersacher des Kapitalismus, sondern sein Parasit. (...) Es gibt immer weniger Markt, immer mehr staatliche Eingriffe in den Markt, eine immer größere Konzentration von Kapital in immer weniger Händen, eine immer engere Verbindung der politischen Eliten mit den Unternehmen und der Unternehmen mit der sogenannten Zivilgesellschaft.“
Michael Klonovsky, Essayist, auf seinem Blog „acta diurna“ am 3. Juni