© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/23 / 02. Juni 2023

Leserbriefe

Zu: „Der Paß als Ramschware“ von Michael Paulwitz, JF 22/23

Bescheinigt durch Ausländerbehörde

Zu dem höchst brisanten Thema „Staatsangehörigkeit im Ausverkauf“ von Michael Paulwitz liegt es nahe, einen Umstand zu benennen, der ebenfalls brisant scheint, da seit vielen Jahren von unseren Regierungen wie Medien tabuisiert: die deutsche Staatsangehörigkeit für Deutsche. So heißt es in der Drucksache 16/1883 des Landtags von Baden Württemberg (auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Lede Abal vom 04.04.2017) zur Frage 3: „Der Staatsangehörigkeitsausweis ist das einzige Dokument, mit dem das Bestehen der deutschen Staatsangehörigkeit in allen Angelegenheiten, für die es rechtserheblich ist, verbindlich feststellt wird (§ 30 StAG). Der deutsche Reisepaß und Personalausweis sind kein Nachweis für die deutsche Staatsangehörigkeit, sie begründen nur die Vermutung, daß der Inhaber die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.“ Eine ähnliche Formulierung hatte das bayerische Innenministrium bis 2013 auf seiner Internetseite veröffentlicht. Die gleichen Aussagen ergaben parlamentarische Anfragen im deutschen Bundestag. Meine Frau und ich besitzen seit 2016 den Staatsangehörigkeitsausweis. Doch nun zum Punkt: Während sogenannten Flüchtlingen, Asylanten und Migranten aus aller Welt die deutsche Staatsangehörigkeit sozusagen nachgeschmissen wird, um hier neue Wähler für Rot-Grün zu generieren, müßten Deutsche hierfür extra einen Antrag auf die deutsche Staatsangehörigkeit begründen mit einem Nachweis eines sogenannten Sachbescheidungsinteresses. Doch der Höhepunkt kommt noch: Wer dieses Dokument ausgestellt haben will, muß zur Ausländerbehörde. Das sagt eigentlich alles.

Wolfgang Kahl, Augsburg






Zu: „Eine Frage der Würde“ von Dieter Stein, JF 21/23

Verschwiegenes, tabuisiertes Leid

Ich lese immer gerne die Nachkriegsartikel in der JF. Das Leid, das unschuldigen deutschen Bürgern im Krieg und nach der Kapitulation angetan wurde, ist unerträglich! Das wird seit Jahrzehnten verschwiegen oder nicht publik gemacht, und das ist so fürchterlich für die Opfer auf deutscher Seite! Daß sich unsere Parteien, und jetzt auch die AfD, so anbiedern, finde ich schlimm!

Henry Gnutzmann, Schacht-Audorf




Geplündert, geschossen, vergewaltigt

Am 8. Mai 1945 war ich gerade vier Monate alt. Die Soldaten der Roten Armee durchkämmten jede Wohnung. Wo man noch ein Hakenkreuz fand, wurde alles kurz und klein geschlagen. Rechtzeitig Hakenkreuze zu entsorgen, was ja auch nicht zu früh geschehen durfte wegen möglicher Repressalien, war gar nicht so einfach, denn auf den Lebensmittelkarten, ohne die es nichts zu essen gab, waren eben auch Hakenkreuze gedruckt. Es wurde geplündert, geschossen und vergewaltigt. Eins der vielen Opfer war meine Tante, die aus dem zerbombten Wuppertal Schutz bei uns auf dem Land suchte, aber leider nicht fand. 

Als CDU-Vorsitzende hatte Frau Merkel in der CDU schon 2005 durchgesetzt, daß der 8. Mai 1945 nur als Tag der Befreiung gefeiert werden sollte. Diese einseitige Sichtweise finde ich jedoch menschenverachtend. Nach dem 8. Mai 1945 sind viele umgekommen, nicht weil sie Nazis waren, sondern Deutsche. Begründet wurde diese Änderung der Sichtweise mit der Rede von Weizsäckers am 8. Mai 1985. Aber was hatte unser Bundespräsident damals wirklich gesagt? „Der 8.Mai war ein Tag der Befreiung (...) Niemand wird um dieser Befreiung willen vergessen, welche schweren Leiden für viele Menschen mit dem 8. Mai erst begannen und danach folgten.“ Wenn er damals forderte, daß niemand die Leiden vergessen würde, scheint es heute eher so zu sein, daß sich niemand an diese Leiden noch erinnern möchte. Dieser bisher verlustreichste Krieg der Menschheitsgeschichte war aus meiner Sicht nur möglich, weil gleichgeschaltete Medien auf beiden Seiten die Menschen gegeneinander aufgehetzt hatten. Diese Gleichschaltung der Massenmedien beobachte ich heute leider wieder. Darum können wir nicht dankbar genug sein, daß wir immer noch einige Medien haben, die sich erfolgreich der Gleichschaltung widersetzen und mit Herzblut darüber berichten, was tatsächlich ist. Diese gilt es zu unterstützen, damit sich solche schrecklichen Kriege nicht wiederholen.

Detlef Moll, Nümbrecht




Eine einseitige Auflistung

In Ihrer Kolumne zählen Sie die Greueltaten der Roten Armee auf. Warum so einseitig? Warum verschweigen Sie die Greuel der SS, die in Rußland alte Männer, Frauen und Kinder in Scheunen trieb, um diese hinterher anzuzünden? Ich habe noch Bilder der NS-Wochenschau vor Augen, wo kahlgeschorene russische Kriegsgefangene in Freiluftlagern die Hand ausstreckten und um eine Scheibe Brot bettelten. In dieser Wochenschau führte man die Soldaten – dem NS-Rassenwahn entsprechend – als Untermenschen vor, die es nicht wert seien, daß man ihnen auch nur ein Stück Brot zusteckte. Zu Tausenden ließ man diese Kriegsgefangenen elend verhungern.

Max Starkmann, Kaufbeuren




Unverständliche Teilnahme

Für mich, mit inzwischen 94 Jahren, ist es unverständlich, daß die Bundestagsabgeordneten Chrupalla und Gauland am 9. Mai an der Siegesfeier unseres ehemaligen Gegners, der Russen, in deren Botschaft teilgenommen haben. Dieser Tag ist für mich das Ende der Kampfhandlungen. Wir haben heute nur 78 Jahre Waffenstillstand. Wie sagte es der amerikanische Journalist Walter Lippmann in seinem Statement zur Umerziehung 1946: „Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger in die Geschichtsbücher der Besiegten Eingang gefunden hat und von den nachfolgenden Generationen geglaubt wird, kann die Umerziehung als gelungen angesehen werden.“ Meiner Meinung nach sollten Menschen in der Position eines Abgeordneten besser mit der Geschichte ihres Landes vertraut sein.

Werner Richter, Wasserburg am Inn






Zu: „ʻWiegenfest der Demokratieʼ“ von Peter Freitag, JF 21/23

Zurück bis zu den Germanen

Es gibt also schon wieder eine Erfindung der Demokratie, bis heute wurde dieser Knaller mehr oder minder dem Untergang des Nationalsozialismus zugeschrieben. In Wahrheit pendelt aber die Menschheitsgeschichte immer zwischen Selbstbestimmung des Volks und Alleinherrschaft der Allesbesitzer. Den hessischen Schöpfern des „Gedenktages zur Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland“ sei gesagt: Schon die alten Germanen hatten bereits ihr Thing.

Dieter Fleischer, Darmstadt






Zur Meldung: „Die Schweiz weicht ihre Neutralität auf“, JF 21/23

Nie wirklich neutral, wenn es ums Geld geht

Bei dieser Überschrift staune ich! Die Schweiz war nie wirklich neutral, wenn es ums Geldverdienen ging und geht. Bereits vor und während des Zweiten Weltkrieges lieferte die Schweiz an das Deutsche Reich Rüstungsgüter. So produzierte Oerlikon Kanonen für die Deutsche Wehrmacht. Aufsehen erregte die Bombardierung von Oerlikon 1943 durch die Alliierten. Als ich Ihre Meldung las, erinnerte ich mich wieder an einen Zeitungsartikel aus den sechziger Jahren. Es wurde berichtet, Oerlikon habe Deutschland eine Rechnung präsentiert für die Lieferung von Militärgütern, die diese Firma während des Zweiten Weltkrieges an die Werhrmacht geliefert habe. Ob die Bundesrepublik Deutschland bezahlt hat, habe ich nie herausgefunden.

Heinrich Willbränder, Windhagen






Zu: „Freude, Blut und Tränen / Sehnsuchtsort Westpreußen“ von Curd-Torsten Weick, JF 21/23

Flucht aus dem Gebiet Graudenz und Thorn

Meine Familie stammt väterlicherseits aus dem Gebiet Graudenz und Thorn (Jahrgang 1920). Da sie sich weigerten, sich polonisieren zu lassen (Kurti Daumowski) wurden sie verhaftet und konnten nur duch Bestechung eines polnischen Mitarbeiters ins Reich fliehen. Einige Familienteile blieben trotzdem noch in Westpreußen, mußten aber durch die Repressalien der polnischen Minderheitenpolitik Ende der dreißiger Jahre ihre Heimat verlassen, ebenso wie Zigtausende jüdische Familien schon in den Jahren zuvor. Ein bißchen enttäuscht bin ich über die nicht in diesem Artikel intensiver beschriebenen Greueltaten in den Jahren vor und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, wie des Bromberger Blutsonntages und anderer Vorkommnisse, die zu einem noch gespannteren Verhältnis zwischen Polen und dem Reich führten, etwa die Ablehnung einer Eisenbahn- und Autobahnverbindung zwischen Ostpreußen und dem Reich und auch die Aufrüstung der polnischen Armee mit Mobilmachung, gestärkt durch die Politik Englands und Frankreichs, die aber dann Polen schmählich im Stich ließen. Ansonsten ist es schön, daß diesem Teil Preußens und seiner Geschichte ein solcher Artikel gewidmet wird.

Dr. Volker Daum, Bayreuth




Von Bromberg nach Schneidemühl

Mich, geboren im Januar 1937 in Hartigswalde, Kreis Neidenburg, verwundert Ihre Grenzziehung von Westpreußen. Da Städte wie Graudenz, Thorn, Bromberg etc. 1919 polnisch wurden, mußte der Regierungspräsident von Posen-Westpreußen, Friedrich von Bülow, im Jahr 1920/21 seinen Regierungssitz von Bromberg nach Schneidemühl verlegen.

Kurd Albrecht v. Ziegner, Stade






Zu: „ʻFriede herrscht nur im Bereich der Frontʼ“ von Thomas Schäfer, JF 21/23

Stalins Fackelmännerbefehl

Ihr Beitrag über die vergeblichen Versuche der Wehrmacht, die sowjetische Partisanentätigkeit im Rückraum einzudämmen, läßt einen wesentlichen Tatbestand unerwähnt: den Fackelmännerbefehl Stalins. Die von ihnen ausgeführten Verbrechen an Ukrainern wurden den Soldaten der Wehrmacht zugeschrieben, siehe Katyn. Mein Vater war in Rußland als Infanterist in vorderster Front dabei. Er berichtete, daß sie von den Ukrainern begrüßt und auch bewirtet worden sind.

Udo Knau, Minden






Zu: „Die teure deutsche Klimawende“ von Stefan Kofner, JF 21/23

Nur mit konventionellen Energieträgern

Ob dieser Irrsinn, der den Deutschen von den Politikideologen aufgezwungen wird, noch rechtzeitig – bevor Deutschland voll im Abgrund liegt – beendet werden kann? Die FDP versucht zwar abzumildern, die CDU ist wohl inzwischen auch ein wenig erwacht, aber reicht das für eine Wende zum Wohl der Bürger? Wir müssen doch mal langsam darüber aufgeklärt werden, daß wir als Menschen das Klima langfristig überhaupt nicht beeinflussen können, es sei denn durch mehr Umweltschutz und damit auch der Begrenzung des Bevölkerungswachstums. Selbst wenn wir in Deutschland Null Prozent CO2-Ausstoß erreichten, wäre das global nicht meßbar, aber Deutschland wäre wirtschaftlich kaputt.Wissen zum Beispiel unsere Klimakleber-Aktivisten überhaupt, wieviel CO2 verusacht wird durch die Errichtung von Windrädern, die enormen Mengen an Kies- und Zementverbrauch, die Zerstörung der Natur durch den Flächenbedarf, die ungeklärte Entsorgung der ausrangierten Windflügel etc.?

Wir brauchen eine realistische und sichere Energieversorgung einfach schlicht und ergreifend zum Überleben; und damit beziehe ich auch die leider abgeschaltete Kernernergie mit ein. Woher soll denn der sichere Strom für Wärmepumpen, Heizungen, E-Autos etc. kommen? Ohne konventionelle Energieträger wird es nicht funktionieren, selbst dann nicht, wenn wir alle Mobilität auf ein Mindestmaß reduzierten. Schluß mit dem Klimadogma!

Manfred Rommel, Schwerte






Zur Haltungsnote: „Erklär-Bär mit großem Herzen“ von Vincent Steinkohl, JF 21/23

Nachhilfe in Geographie notwendig

Man sollte Vincent Steinkohl einen guten alten Atlas schenken, damit er sich davon überzeugen kann, daß Andreas Kieling bei seiner Flucht niemals von einem DDR-Grenzer hätte angeschossen werden können, da die DDR und Österreich keine gemeinsame Grenze hatten und die CSSR bei ihrer Grenzsicherung eher nicht auf Hilfe aus der DDR angewiesen war. Kieling wurde – angeblich, Quelle unbekannt – beim Durchschwimmen der Donau beschossen, von der allerdings nicht ein einziger Flußkilometer auf DDR-Territorium lag.

Matthias Bartl, Köthen






Zu: „Geplante Not“ von Reiner Osbild, JF 20/23

Dafür kann der Beamte nichts

Die Beamten seien bessergestellt, behauptet Professor Reiner Osbild. Dabei sollte doch bekannt sein, daß seit 1957 die Beamten sieben Prozent ihrer Bezüge an die Rentenversicherung abführen und nicht von ihr profitieren, und daß die Privaten Krankenversicherungen Miliardenbeiträge an die gesetzlichen Krankenkassen abführen, um deren Beiträge für ihre Versicherten niedriger zu halten. Übrigens hat Kiel schon vor Jahren die Verbeamtung ausgesetzt und dann nach drei Jahren wieder eingeführt, zumal die Beiträge für die Sozialversicherung zu hoch waren. Daß Rückstellungen für Pensionen von den Landesregierungen verjubelt wurden, dafür kann der Beamte nichts. Zur Wahrheit gehört hier auch, daß ich monatlich 700 Euro für meine private Rentenversicherung bezahle.

Markus Speer, Pforzheim