© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/23 / 02. Juni 2023

Der leuchtende Pfad in die „demokratische Planwirtschaft“
Vom digitalen Sozialismus
(dg)

Grenzen des Wachstums scheint es bei der fleißigen Fabrikation klimaneutraler Weltrettungsvisionen nicht zu geben. Sie schießen in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften derzeit wie Pilze aus dem Boden. Dabei erfreut sich ein Konzept steigender Beliebtheit, das seit der Abwicklung des „real existierenden Sozialismus“ als historisch erledigt galt: die Planwirtschaft. Sie heißt nur nicht mehr so, sondern firmiert, wie im „Manifest“ von Jan Groos (Uni Kiel), als „freie“ oder „demokratische Planwirtschaft“. Im Unterschied zum kapitalistischen System, das nur von permanenter Abstiegsangst bedrohte Freiheit kenne, verspreche diese „demokratische Wirtschaftsordnung wirkliche Freiheit und tatsächliche Sicherheit“ (Philosophie Magazin, 3/2023). Die sei durch Vergesellschaftung, aber nicht Verstaatlichung der Produktionsmittel zu erreichen, wobei konkrete Formen „kollektiver Verfügung“ noch zu entwickeln wären. Vorbildhaft sieht Groos die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Erleichtert werde die im Gegensatz zum alten zentralistischen Modell nun dezentrale planerische Umverteilung durch „radikaldemokratische“ Künstliche Intelligenz.  Diesem schönen neuen „digitalen Sozialismus“ fehle, wie der Flensburger Zukunftsforscher Harald Welzer ätzt, lediglich eins: „die Beziehung zur sozialen Wirklichkeit“. 


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