© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/23 / 02. Juni 2023

Filmkritik Des Pudels Kern
Der Maler und sein Werk
Werner Olles

Guilley Jimson (Alec Guinness), seines Zeichens Kunstmaler und mit allen Wassern gewaschener Lebenskünstler wird nach einer einmonatigen Haftstrafe wegen telefonischer Belästigung seines Sponsors Mr. Hickson (Ernest Thesiger) entlassen. Der verkrachte Maler kehrt auf sein Hausboot zurück, das in seiner Abwesenheit von seiner Freundin Coker (Kay Walsh) bewohnt wurde, die in einer Bar arbeitet und von deren Lohn Guilley mehr oder weniger lebt. Gemeinsam mit ihr besucht er den alten Hickson, um sich zu entschuldigen und gleichzeitig Geld für seine Bilder zu kassieren, die seine Ex-Frau Sara Monday (Renée Houston) dem alten Hickson verkauft hat. Der will sich jedoch auf den Handel nicht einlassen.

Wenig später erhält Guilley eine Nachricht des wohlhabenden Kunstliebhabers Sir William Beeder (Robert Coote), der an früheren Kunstwerken des Malers interessiert ist. Bei einem Besuch der Beeders sieht Guilley dort eine leere Wand, die ihn sofort zu einem neuen Gemälde inspiriert. Schon bald ziert sein Werk „Die Auferstehung des Lazarus“ die ehemals leere Wand im Haus der Familie Beeder, während diese im Urlaub ist. Bei ihrer Heimkehr sind sie völlig geschockt vom „Lazarus“-Gemälde und der Anwesenheit von Abel (Michael Gough), einem Künstlerkollegen Guilleys, der aus einem riesigen Marmorblock eine Skulptur geschaffen hat, die ein Loch in den Fußboden des hochherrschaftlichen Anwesens riß.

Guilley flüchtet einmal mehr auf sein Hausboot, wo ihm Coker erzählt, daß überraschend Hickson verstorben ist. Die Werke des Malers sind nach seinem Ableben in der Tate Gallery ausgestellt, wo Guilley auf Sara trifft, die ihm nach längerem Zögern eine Rolle in die Hand drückt, in der sich sein bekanntestes Bild befinden soll …

Ronald Neames turbulente Komödie „Des Pudels Kern“ („The Horse’s Mouth“, GB 1958) nach dem gleichnamigen Roman von Joyce Cary über einen exzentrisch-verschrobenen Maler überzeugt mit seinen skurrilen und tragikomischen Episoden und einem grandiosen Hauptdarsteller, der auch das Drehbuch schrieb und dafür eine Oscar-Nominierung erhielt. Tatsächlich steht und fällt der Film mit Alec Guinness, der gemeinsam mit Ronald Neame Carys Roman cineastisch fehlerlos umsetzt. Der Regisseur erhielt dafür bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen für den besten Wettbewerbsfilm.

DVD: Des Pudels Kern. Pidax Film-Klassiker 2023, Laufzeit etwa 95 Minuten