Langsam, aber sicher hält der Sommer Einzug in Wien, und mit den ansteigenden Temperaturen beginnt auch bald die Zeit der sogenannten Sommerfrische. Diese Flucht aus der überhitzten Stadt in die erquickende Kühle des Umlands hat in Österreich eine lange Tradition. Bereits Kaiser Franz Joseph und seine Sisi verbrachten die Sommermonate regelmäßig im Herzen des Salzkammerguts, dem oberösterreichischen Bad Ischl. Auch das Wiener Bürgertum entfloh seinerzeit schon der drückenden Schwüle Wiens und besaß zu diesem Zweck entweder eigene Sommerhäuschen oder mietete sich in Gasthäusern und Privatunterkünften ein.
Der Trend zur Sommerfrische ist bei den Wienern bis heute ungebrochen, auch wenn sich natürlich nur die wenigsten einen Zweitwohnsitz oder wochenlange Aufenthalte an einem der beliebten österreichischen Seen leisten können oder wollen.
Wer auch die heißen Tage des Jahres in Wien verbringen muß, für den hält die Stadt neben klassischen Freibädern und dem einen oder anderen Badeteich auch ein echtes Kleinod der Naherholung bereit: das „Gänsehäufel“. Dabei handelt es sich um eine bewaldete Sandinsel inmitten der Alten Donau, die ihren Namen von der dort vor längst vergessener Zeit betriebenen Gänsezucht bekam.
Wer einmal eine der 300 Kabanen ergattert hat, der gibt sie so schnell nicht wieder her.
Heute fungiert das Gänsehäufel als Badeanlage, und der Gast findet dort auf stattlichen 330.000 Quadratmetern vom FKK-Bereich über einen Volleyballplatz und einen Hochseilgarten alles vor, was das erholungssuchende Herz begehrt. Während Adel und Großbürgertum traditionell weit außerhalb der Stadt urlaubten, hat sich im Lauf der Jahrzehnte auch im Gänsehäufel ein ganz eigener, höchst privilegierter Stand entwickelt: die Kabanenbesitzer.
Bei den Kabanen (von dem französischen Wort. cabane ‘Hütte’) handelt es sich um nur wenige Quadratmeter große Betonlauben mit Terrasse und Vordach, die es ihren glücklichen Besitzern ermöglichen, sich inmitten des städtischen Bads eine klitzekleine Sommerresidenz einzurichten.
Rund 300 solcher dauerhaft vermieteten Kabanen stehen im Gänsehäufel, und wer einmal eine ergattert hat, der gibt sie so schnell nicht wieder her. Interessenten müssen sich deshalb zunächst vor Ort in ein Vormerkbuch eintragen lassen und dann viel Geduld aufbringen – im Schnitt vergehen sechs Jahre, bis einem eine freigewordene Kabane angeboten wird. Rund 600 Euro muß man sodann pro Badesaison für eine der begehrten Hütten entrichten, dafür sind drei Saisonkarten inbegriffen.
Und wer einmal einen Kabanenbesitzer über seine Sommerresidenz hat schwärmen hören, der ist sich sicher: Viel schöner kann es der Kaiser in Bad Ischl auch nicht gehabt haben.