© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 23/23 / 02. Juni 2023

Unterrichtsziel: Klimakleberstreber
Indoktrinierung: Wie der von Lehrern gegründete Verein „Teachers for Future“ radikalen Gesetzesbrechern den Weg in öffentliche Schulen ebnet / Teil 2 der JF-Reportage
Hinrich Rohbohm

Sie unterrichten Schüler und sollten das eigentlich mit der gebotenen Neutralität tun. Doch davon kann in diesem Fall kaum noch die Rede sein. Denn die „Teachers for Future“, ein Ableger der „Fridays for Future“-Bewegung, ergreifen Partei. Vor allem für die selbsternannte „Letzte Generation“, eine Gruppe, die erwiesenermaßen Straftaten begeht und bei den Sicherheitsbehörden im Verdacht steht, eine kriminelle Vereinigung zu sein.

Erst Ende vorigen Jahres hatte „Teachers for Future“ eine Erklärung verfaßt, in der sie sich mit den Straftätern solidarisiert und die „öffentliche und mediale Kriminalisierung der Aktivist:innen“ verurteilt. Verwunderlich ist das nicht. Bereits seit einigen Monaten versucht die „Letzte Generation“ und ihr linksradikales Umfeld rund um „Extinction Rebellion“ (XR), „Ende Gelände“ und die „Interventionistische Linke“ (IL) Zugriff auf die Schulen zu erhalten, um sich dort zu vernetzen und neue Aktivisten zu rekrutieren. Denn die Klimabewegung lahmt angesichts der Energiekrise und Rußlands Krieg gegen die Ukraine (JF 22/23).

Einladungen von „Teachers for Future“ in die Klassenzimmer sollen offenbar Abhilfe schaffen, um dort in Form von Vorträgen die Werbetrommel für ihre Vorhaben rühren zu können. Doch als die Sache im vergangenen Monat publik wurde, ruderten die Klima-Pädagogen formell zurück. Eine „Zusammenarbeit“ der beiden Gruppen bestehe nicht, beteuert der Lehrerzusammenschluß. Man stehe lediglich „anlaßbezogen in Austausch mit Vertreter:innen der ‘Letzten Generation’“.

Schülern kommt es „schon zu den Ohren raus“

Und wie es der Zufall so will, entwickle „Teachers for Future“ gerade aus Anlaß der Klimakrise „einen Workshop, in dem die Geschichte und Gegenwart des zivilen Ungehorsams multiperspektivisch untersucht werden soll, um dann aktuelle Protestaktionen wie z. B. die der ‘Letzten Generation’ kritisch mit den Schüler:innen zu diskutieren.“

Jana (Name geändert) lacht auf, als die JUNGE FREIHEIT sie mit der pädagogischen Bandwurmformulierung konfrontiert. Die 18jährige sitzt an der Kiellinie, der Uferpromenade der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt, und genießt ihre Freistunde.

„Kritisch wird da gar nichts diskutiert“, sagt sie, den Blick auf die Ostsee gerichtet, während ihr langes dunkelblondes Haar von der steifen Brise nach hinten flattert. „Kritisch wäre es, die ganze „Fridays for Future“-Bewegung mal näher zu hinterfragen. Aber das habe ich bei uns im Unterricht bisher noch nicht erlebt.“ Sie hält Klimaschutz für richtig und notwendig. Die Hysterie darum ist ihr jedoch suspekt. Jana besucht die Oberstufe des Max-Planck-Gymnasiums in Kiel, eine Schule, an der „Teachers for Future“ in diesem Jahr auf „Werbetour“ war, wie sie es nennt. „Ich frage mich, wieso die mitten in der Schulzeit durch ganz Deutschland reisen können. Das sind doch Lehrer. Was ist dann mit dem Unterricht? Fällt der aus? Und wer genehmigt so etwas? Das ist doch politischer Aktivismus.“

Genau der komme ihr mittlerweile „schon zu den Ohren raus“. Der komplette Schulablauf sei nur noch auf das Klima fokussiert. „Ständig wird einem eingetrichtert, daß man sich da engagieren müsse. Die Siebtkläßler bei uns mußten ‘Frei Day Projekte’ absolvieren. Statt sich auf ihre Unterrichtsfächer zu konzentrieren, müssen sie da Überlegungen zum Klimaschutz anstellen.“ Einwände und Bedenken gegen Klima-Aktivismus würden allenfalls pro forma behandelt. „Aber im Kern geht es immer nur um aktivistisches Verhalten und daß Gruppen wie die ‘Letzte Generation’ doch eigentlich das Richtige tun würden.“

Die FDP-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg hat mittlerweile ein Verbot von Werbeaktionen der „Letzten Generation“ gefordert, will eine „deutlich schärfere Gangart“ und wünscht sich eine Handreichung des Kultusministeriums für Schulleitungen. Die ablehnende Reaktion des von den Grünen geführten Ministeriums folgte prompt: Die Schulen bedürften „keiner Anleitung durch das Kultusministerium“. Zudem seien Anfragen zu Vorträgen der „Letzten Generation“ in Schulen „weder dem Kultusministerium noch den Schulabteilungen der Regierungspräsidien bekannt“. Diese Darstellung, die „Teachers for Future“ ungewollt selbst widerlegt, denn auf seiner Internetseite schreibt der Verein, daß im Rahmen einer kritischen Auseinandersetzung „auch Diskussionen mit Aktivist:innen selbst vorgesehen“ seien, „so daß der Verein unter anderem bei der ‘Letzten Generation’ angefragt hat, ob einzelne Vertreter:innen für solche Diskussionsrunden zur Verfügung stehen bzw. vermittelt werden könnten“.

Wenn Pädagogen politisch indoktrinieren

Bezeichnend: Als sich der Verein im September 2021 gründete, gehörte ein Referent des baden-württembergischen Kultusministeriums sogar zu den Gastrednern des bundesweiten Auftakttreffens. Recherchen der JUNGEN FREIHEIT zufolge reicht die politische Indoktrinierung durch Pädagogen von „Teachers for Future“ jedoch noch weiter. So wurden durch den Verein bereits Ende vergangenen Jahres Unterrichtseinheiten für Lehrer erstellt, die mit einer kritischen Auseinandersetzung mit der „Letzten Generation“ nur wenig gemein haben.Unter anderem soll es demnach „Kennlernveranstaltungen“ mit deren Vertretern geben. Auch heißt es dort in der Unterrichtskonzeption für Lehrer: „Es sollte dabei auch gesagt werden, daß es für immer mehr Aktivst:Innen als legitim empfunden wird, zivilen Ungehorsam zu leisten.“ Anfang des Jahres stand dabei vor allem noch die maßgeblich von der gewaltbereiten Gruppe „Ende Gelände“ betriebene Besetzung des Tagebaugebiets im nordrhein-westfälischen Lützerath im Fokus dieser Unterrichtskonzeption. „Was können Menschen tun, die sich für Lützerath engagieren möchten?“ sollten die Schüler demnach beantworten. Die Lösung hat das Konzept auch gleich parat: „Zur Großdemo gehen, Briefe und E-Mails an Politiker schreiben, Wissen im Bekanntenkreis teilen.“ 

„Wissen“, das etwa die Klimagruppe „End Fossil – Occupy“ in diesem Monat in besetzten Schulräumen illegal vermittelte, um Schüler „aufzuklären.“ Auch eine Kampagne in den sozialen Medien unter dem Motto „Lützi for Me“ schlägt das Unterrichtskonzept vor. Und: „Zu einem späteren Zeitpunkt soll nachgefragt werden, welcher Schüler was davon gemacht hat.“ Eine Art Aktivistenkontrolle, bei der sich die Eifrigsten in DDR-Manier ein Öko-Fleißbienchen verdienen?

Doch damit nicht genug. „In einer Arbeitsaufgabe sollen die Schüler schreiben: ‘Was bedeutet Lützerath für dich?’“ Man könnte das als Gesinnungsabfrage interpretieren. Darüber hinaus sollen die Schüler zum Thema entsprechende Plakate entwerfen und sie später unter dem Motto „Lützi for Me“ in den sozialen Medien teilen. Hilfsarbeit für die damaligen Lützerath-Besetzer?

Verfasser der Unterrichtskonzeption ist David Kirk, ein Lehrer an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in der nordbadischen Kleinstadt Weinheim. Anfang März dieses Jahres leitete er dort eine „Fridays for Future“-Demonstration. „Das hier ist Klimastreik, es geht um eure Zukunft, also macht mit“, wiegelte der Pädagoge dabei Jugendliche zum Protest auf. Kirk gehört auch dem Vorstand von „Teachers for Future“ an, ist dort für den Datenschutz zuständig.

Als begleitendes Unterrichtsmaterial empfiehlt er in seiner Konzeption übrigens neben einem Propagandavideo von „Aktivisten“ in Lützerath einen Beitrag von Luisa Neubauer. Die Ikone der deutschen Klimahysterie wäre  damit nach ihrem Essay in niedersächsischen Abiturprüfungen ein weiteres Mal mit einem Beitrag in Schulen vertreten.