Wie würde eine Partei wie die AfD dem Land kurzfristig wieder zu konjunkturellem Aufschwung verhelfen und langfristig zu Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstandswachstum? Seit 2018 kommen Gedanken zu einer neuen „rechten“ Wirtschaftspolitik von der Denkfabrik „Recherche Dresden“ des Publizisten und Politikberaters Felix Menzel. Zu lesen sind sie in Recherche D, der fünfzig Seiten starken Zeitschrift des Hauses im DIN-lang-Format, deren 18. Ausgabe nun erscheint und die ihr fünfjähriges Bestehen feiert.
Die Bundestagswahl im Herbst 2017 war gerade vorbei und die AfD in den Reichstag eingezogen. Doch das Themenspektrum der neuen Partei zeigte sich begrenzt. „Höchste Eisenbahn also“, so Menzel heute, es „durch ökonomische Kompetenz zu erweitern“. Sein dafür ins Leben gerufenes Büro, das er eine „Denkfabrik für Wirtschaftskultur“ nennt, will einen Gegenentwurf zu den meist linken, globalistisch orientierten „Thinktanks“ bieten und Argumente für eine Wirtschaftspolitik liefern, die sich gegen die Vereinnahmung durch den Staat wehrt. Auf dieser Grundlage werden Konzepte entwickelt, die traditionelle, lokale und gemeinschaftliche Identitäten, den Mittelstand, die Familie, die Bürgerrechte und die Nation sowohl gegen globale linke Konzerne als auch gegen linke Lobbygruppen verteidigen. Dazu erstellt der Kommunikationswissenschaftler und Politologe, meist im Auftrag von Parlamentariern, wirtschafts‑, sozial- und politikwissenschaftliche Studien, etwa zu Themen wie Masseneinwanderung, Lobbyismus oder Kommunalfinanzen, die dann in Recherche D veröffentlicht werden. Als „Nachhilfe für Patrioten“ bezeichnete die taz einmal Menzels Wirken.
Für Schlagzeilen sorgte die Protestaktion der „rechten Spontis“ bei einer Lesung des Schriftstellers Günter Grass.
Der 1985 in Chemnitz geborene Sachse hat bereits eine bewegte politische Geschichte hinter sich. Schon als Schüler gründete er eine sogenannte Pennale Burschenschaft, die sich nach dem patriotischen Dichter und Freikorpskämpfer gegen Napoleon Theodor Körner benannte. 2004 folgte die Schüler- und Jugendzeitschrift Blaue Narzisse, deren Name auf die deutsche Romantik Bezug nimmt und die unter dem Motto „Lesen und Handeln“ darauf zielt, die Entstehung eines intellektuellen und aktivistischen, patriotisch gesinnten Jugendmilieus zu fördern. Dementsprechend engagierte sich Menzel als Mitorganisator der Konservativ-Subversiven Aktion, die als „rechte Spontis“ (Welt) für Schlagzeilen sorgte, etwa mit einer Protestaktion bei einer Lesung des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass 2008 im Hamburger Thalia Theater. 2013 bemühte sich Menzel dann um die Gründung eines Zentrums für Jugend, Identität und Kultur in Dresden. 2017 schloß er die Umwandlung der Blauen Narzisse in ein reines Onlineportal ab, dafür erschien 2018 erstmals Recherche D. Heute arbeitet der Vater von vier Kindern zudem als Pressesprecher der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag.
Auch wenn seine Denkfabrik nicht den Einfluß ihrer linken Entsprechungen habe, die derzeit wegen ihrer Durchsetzung des Bundeswirtschaftsministeriums Schlagzeilen machen, ähnele „Recherche Dresden“ ihnen aber doch in einer Hinsicht: Auch hier spiele Verwandtschaft eine Rolle, denn seine Frau unterstütze ihn mitunter tatkräftig beim Versand der neuen Recherche D, witzelt Menzel.