© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/23 / 26. Mai 2023

Kabinenklatsch
Hertha bald an der Kaiserlinde
Ronald Berthold

Alle reden über Borussia Dortmund und Bayern München. Wer wird Deutscher Meister? Wenn alle über dasselbe sprechen, will ich einen Kontrast setzen: Die 13.000-Einwohner-Stadt Elversberg spielt ab nächster Saison in der 2. Liga. Die Saarländer sind aus der Regionalliga ins Unterhaus durchmarschiert.

RB Leipzig hat das auch mal geschafft. Aber da stand der Red-Bull-Konzern dahinter. Das Wunder von Elversberg ist dem Klub ohne einen Riesensponsor gelungen. Hut ab! Die Regionalliga-Mannschaft blieb vor einem Jahr fast vollständig zusammen und startete wie die Feuerwehr in die Drittliga-Saison. Es klappte alles. Die Kleinen aus dem „Dorf“ warfen in der ersten DFB-Pokalrunde sogar die Großen von Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb.

Von dem enormen Vorsprung profitierte der Klub bis zum Schluß. Obwohl in der Rückrunde nur sieben Siege aus bisher 18 Spielen heraussprangen, steigen die Elversberger auf. Die Fans der Bundesliga-Absteiger von Hertha und vermutlich Schalke werden schon mit der hämischen Frage konfrontiert, ob sie wüßten, wo dieses Städtchen liegt. Denn da müssen die Klubs demnächst hin. Als Hertha-Anhänger habe ich mal nachgeschaut: 17 Kilometer nordöstlich von Saarbrücken. Von Berlin aus sind es 708 Kilometer. Ob da viele Auswärtsfans mitkommen?

Der große Zuschauermagnet ist die Sportvereinigung 07 Elversberg ohnehin nicht. In der endenden Saison kamen gerade einmal 5.196 Besucher im Schnitt zu den 19 Heimspielen. Die „Ursapharm-Arena an der Kaiserlinde“ verfügt über 10.000 Plätze. Diesen komischen Namen müssen wir uns merken, und sicher schauen demnächst auch ein paar Schalker und Herthaner vorbei.