Zu: „Eine Frage der Würde“ von Dieter Stein, JF 21/23
Alternative Motivation denkbar
Nach meine Meinung sollte die Teilnahme vo Chrupalla und Gauland an der Feier des Jahrestages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg weniger aus Sicht der Vergangenheit (Sieg über Deutschland) gesehen werden, sondern als die Bemühung der AfD um normale Beziehungen zu Rußland und als Ausdruck dafür, daß sie nicht für die einseitige Verurteilung Rußlands an dem Ukraine-Krieg zur Verfügung steht.
Gisela Bühner, Ense–Bremen
Nicht nur die Russen
Wer von Geschichtsvergessenheit gegenüber Rußland spricht, sollte auch den Bombenterror der Amerikaner und die Feuerstürme der Briten gegen die deutsche Zivilbevölkerung erwähnen. Diesen Kriegsverbrechen sind eine halbe Million, meist Frauen und Kinder, zum Opfer gefallen. Das hat König Charles und Bundespräsident Steinmeier nicht daran gehindert, im arg betroffenen Hamburg gemeinsam der Toten zu gedenken. Warum sollte man dem AfD-Vorsitzenden Chrupalla eine vergleichbare Feier mit dem russischen Botschafter verübeln? Rußland hat sich an dem Bombenterror nicht beteiligt. Die Übergriffe der sowjetischen Soldateska, insbesondere auf deutsche Frauen, wurden dadurch nicht vergessen gemacht. Aber auch die Franzosen haben die Frauen deutscher Ortschaften nach der Eroberung ihren marokkanischen Hilfstruppen tagelang als Freiwild überlassen. Davon spricht man nicht gern, genausowenig von den Lagern in den Rheinwiesen, wo Zehntausende deutscher Kriegsgefangene umkamen. An der Teilung unseres Landes haben die Westalliierten ebenso mitgewirkt. Stalin hatte schon bald eine Wiedervereinigung angeboten, wenn Deutschland neutral und blockfrei würde wie die Finnen. Kanzler Adenauer hat das wohl auf Geheiß des Großen Bruders aus Amerika abgelehnt. Er war sogar bereit, einen noch kleineren separatistischen Weststaat mitzutragen.
Es war Michail Gorbatschow, der die russischen Truppen ohne Bedingungen aus der DDR abgezogen und den Weg zum Zusammenschluß mit Westdeutschland frei gemacht hat.
Volker Wittmann, Philippsburg
Rußland hat den Krieg erklärt
Rußland hat der freien westlichen Welt den Krieg erklärt – nicht nur belegbar in den zahlreichen unverhohlenen Verlautbarungen seines Machthabers Putin seit dem Überfall auf die Ukraine. Erinnert sich die AfD nicht mehr daran, als vor kaum drei Jahren Putins Büchsenspanner Lukaschenko Tausende „Touristen“ aus dem arabischen Raum anwarb und an die EU-Grenzen transportierte, damit diese dort illegal einreisen und die EU in Probleme gerät? Nur dem tapferen Gegenhalten Polens war es zu verdanken, daß dieser perfide russische Plan hybrider Kriegsführung nicht aufging und schließlich aufgegeben wurde. Das sich vom Westen ständig als gedemütigt darstellende Rußland wurde in kürzester Zeit mit prestigeträchtigen internationalen Großereignissen wie der Winterolympiade 2014 oder der Fußball-WM der Männer 2018 beschenkt, nur damit es uns danach um so tiefer verachtet. Die diplomatischen Beziehungen zu diesem hoffnungslosen Paria-Staat sind daher auf ein Minimum zu beschränken, genauso wie die wirtschaftlichen Beziehungen und der gegenseitige Reiseverkehr, bis die Russen den Krieg verloren und danach drastische innenpolitische Konsequenzen gezogen haben. Auf russischen Botschafter-Festen hat ein anständiger Mensch derzeit also nichts verloren. Wer dort mit Figuren wie Egon Krenz oder Gerhard Schröder gemeinsam das Sektglas zum Toast erhebt, hat sich für Patrioten freier Nationen unwählbar gemacht.
Dr. Jürgen Ptucha, Gotha
Ungeheuerliche Entgleisung
Das Feiern der deutschen Niederlage von 1945 durch Chrupalla und Gauland zusammen mit den russischen Siegern in deren Botschaft unter den dort noch immer vorhandenen Sowjetsymbolen Hammer und Sichel ist eine ungeheuerliche Entgleisung. Ich hatte schon die CDU nicht mehr gewählt, nachdem vor Jahren Frau Merkel zusammen mit Putin den 9. Mai in Moskau gefeiert hatte und ihm sogar für die militärische Niederwerfung Deutschlands ausdrücklich dankte.
Jetzt ist die AfD auch nicht mehr wählbar. Dieser unsägliche Chrupalla hatte auch noch die Chuzpe, vor Fernsehkameras zu erklären, daß er schon seit fünf Jahren an diesen Siegesfeiern der Russen teilnehme. Er hat sogar in Seelow Kränze an den russischen Gräbern niedergelegt. Würdeloser geht es tatsächlich nicht mehr.
In der AfD sind viele ehemalige Bundeswehr-Offiziere. Ich verstehe nicht, warum sie sich dieses charakterliche Totalversagen bieten lassen. In jedem anderen Land wäre so etwas undenkbar.
Bernd D. Hafenberg, Oberstleutnant d.R., Berlin
Zur Meldung: „Energieeffizienzgesetz bringt Wohlstandsverluste“, JF 21/23
Itʼs stupid, oder: Economy-Class
Clemens Fuest stellt richtig dar, daß laut Energieeffizienzgesetz der allgemeine Verbrauch um 22 Prozent bis 2030 gegenüber heute sinken soll. Die gute Nachricht? Nun, die nagelneuen ICE4 der DB AG schaffen genau das gegenüber den Vorgänger-Generationen schon heute! Wie das? Im wesentlichen hat man den Sitzplatzabstand nun so verringert, das einfach mehr Menschen reinpassen. Ganz im Habeckschen Sinne: Ihr sollt nicht fliegen, aber auch im Zug den Komfort eines Economy-Sitzplatzes im Flieger genießen. Chapeau!
Dr.-Ing., Dipl.-Phys. Frithjof Wollbold, Lemförde
Zu: „Das Duo infernale“ von Thorsten Hinz, JF 20/23
In dichter Folge Nägel mit Köpfen
Spontane Gratulation zu der sehr aufschlußreichen, brillant argumentierenden Stellungnahme zur Übergabe der Benin-Bronzen von Thorsten Hinz! Hier wurden in dichter Folge Nägel mit Köpfen getroffen.
Dr. Erich Seidelmann, Freiburg
Zu: „ʻPartei der Hybrisʼ“, im Gespräch mit Gunter Weißgerber, JF 20/23
Schon 1987 endgültig verabschiedet
Mit Interesse und Empathie habe ich das Interview mit Gunter Weißgerber gelesen. In meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die aus tiefer Enttäuschung aus SPD oder CDU ausgetreten sind – aus genau den Gründen, die Herr Weißgerber geschildert hat. In einem Punkt ist Herrn Weißgerber allerdings mit Nachdruck zu widersprechen, nämlich, daß „Sozialdemokratie und deutsche Einheit zusammengehörten“. Ende der achtziger Jahre gaben sich SPD-Politiker aus der alten Bundesrepublik bei Erich Honecker die Klinke in die Hand. Vor der Bundestagswahl im Januar 1987 war der SPD-Spitzenkandidat Johannes Rau bereit, die „Geraer Forderungen“ von Erich Honecker zu akzeptieren. Dazu gehörte die Anerkennung einer eigenen DDR-Staatsbürgerschaft und die Schließung der Erfassungsstelle für die Stasi-Verbrechen in Salzgitter. Im gemeinsamen Positionspapier von SED und SPD vom 27. August 1987 hat sich die SPD dann vom Ziel der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten endgültig verabschiedet.
Prof. Dr. Michael Krätzschmar, Flensburg
Im Frühjahr 2015 bei Fahimi gekündigt
Gunter Weißgerbers Analyse trifft voll ins Schwarze! Ich war selbst von frühester Jugend an sozialdemokratisch orientiert und habe dieser Gesinnung durch meine von 2003 bis 2015 dauernde Mitgliedschaft entsprechenden Ausdruck verliehen. Ausschlaggebend war für mich zum damaligen Zeitpunkt Gerhard Schröders Reformpolitik. Doch noch kurz vor der sogenannte „Flüchtlingskrise“ habe ich im Frühjahr 2015 entnervt mein Parteibuch und die für zehnjährige Mitgliedschaft erhaltene Urkunde an die damalige Generalsekretärin Fahimi zurückgesandt.
Ich hatte immer die naive Hoffnung gehegt, daß eine breite Basis ein schlagkräftiges Agieren für die Interessen der Arbeitnehmer (die nun einmal das wirtschaftliche Rückgrat eines jeden Landes darstellen) dauerhaft gewährleistet. Doch was mußte ich im Laufe der Zeit feststellen? Diese Kernklientel, deren Interessen die Sozialdemokratie sich von ihren frühesten Tagen an auf die Fahnen geschrieben hatte, wurde mehr und mehr sträflich vernachlässigt und stattdessen dem Zeitgeist gehuldigt. Gender statt Familienpolitik, Klimaschutz statt Innovation. Daß diese Fehlentwicklungen ihre Ursachen auch in der seit Anfang der 70er Jahre zu beobachtenden Akademisierung der Mitgliederstruktur haben, dürfte schwer zu bestreiten sein.
Apropos Mitglieder: Noch 1989 waren 920.000 Menschen in der SPD organisiert. Diese Zahl hat sich mittlerweile auf 380.000 reduziert. Ist in der Führungsriege noch nie jemand auf den Gedanken gekommen, zu eruieren, wie eine solche Entwicklung möglich geworden ist? Und das Durchschnittsalter von 60 Jahren weist die „alte Tante SPD“ wahrhaft nicht als Jungbrunnen aus. Die charismatische Gestalt eines Kurt Schumacher, Willy Brandt oder Helmut Schmidt, für den ich übrigens bis heute uneingeschränkte Sympathie empfinde, ist augenscheinlich nicht in Sicht. Erneuerung tut dringend not, und diese kann die Sozialdemokratie nur aus sich selbst gewinnen. Das Prädikat „Volkspartei“ ist andernfalls obsolet!
Matthias Kaiser, Schutterwald
Zur Meldung: „Klimawandel brachte das Ende“, JF 20/23
Saubere Trennung der Begriffe erwartet
In dem Artikel wird ausgeführt, daß der Zusammenbruch des Hethiterreiches durch eine extreme Dürreperiode zwischen 1198 und 1196 v. Christi verursacht worden sein könnte. Es handelt sich im vorliegenden Fall um ein zeitlich begrenztes Wetterextrem beziehungsweise ein „Klimaextrem“ wie im Text angeführt, auf jeden Fall aber nicht um einen Klimawandel, wie in der Überschrift hervorgehoben wird. Von der JUNGEN FREIHEIT erwarte ich eine saubere Trennung der Begriffe Extremwetter und Klimawandel, im Unterschied zu den Mainstreammedien, die mit Extremmeldungen gezielt die Klimahysterie schüren.
Jürgen Rexer, Künzelsau
Zu: „Eine pelzfreie EU bitte“ von Volker Kempf, JF 20/23
Dutzende Chemikalien nötig
Sie suggerieren, auch ohne Pelz müsse niemand frieren. Ich erkläre Ihnen, lieber Herr Kempf, gern, daß es absolut sinnvoll ist, Pelz zu tragen. Zum einen werden selbstverständlich heimische Tiere wie etwa Füchse, Waschbären, Marderhunde und Nutrias bejagt, um deren Pelz zu nutzen. Es handelt sich um gelebten Artenschutz, da mit der Jagd wehrlose heimische Arten (Vögel, Niederwild etc.) in unserem Naturraum eine bessere Überlebenschance haben, wenn die Anzahl dieser Räuber reduziert wird. Außerdem steht Pelz für Nachhaltigkeit! Ein Material, welches nachwächst und nach Nutzungsende rückstandsfrei vergeht, ist absolut zeitgemäß! Alle Mikrofasern, GoreTex etc. haben keine so positive Umweltbilanz, denn diese „modernen“ Textilien sind nicht kompostierbar und belasten unsere Umwelt nicht nur durch deren Mikroplastik im Abwasser.
Pelztierhaltung ist ein Teil der Tierhaltung. (Ehemalige) Pelztierhalter erklären, wie empfindlich etwa Nerze sind und daß ihre Haltung höchste Aufmerksamkeit und Fachwissen erfordert. Hier bleibt es natürlich jedem Kunden unbenommen zu differenzieren und etwa keinen chinesischen Hund als Pelz zu kaufen. In Europa jedoch sind die Haltungsbedingungen gesetzlich geregelt. Es besteht Einigkeit, daß weder Rind, Huhn noch Fuchs oder Nerz freiwillig ihr Leben lassen, doch ich empfinde es als sehr respektvoll, wenn ich etwa ein Kleidungsstück mit Pelz auch jahrzehntelang nutze. Damit ist der Pelz dem Hähnchenschnitzel bei weitem überlegen. Sattler erklären weiterhin, daß es keinen Unterschied macht, ob am Leder Haar dranbleibt oder nicht. Wenn Sie, lieber Herr Kempf, erklären, der Preis für den (Pelz-) Luxus sei hoch, dann haben Sie vergessen, die Gesamtbilanz der umweltschädlichen Stoffe aufzuzählen, die zur Erstellung der von Ihnen empfohlenen Kunstpelze nötig sind. Um diese „modernen“ Textilien zu erstellen sind schließlich Dutzende Chemikalien nötig, die auch noch energetisch aufwendig zu verarbeiten sind.
Wer als „Tierschutzstiftung“ mit Jahreseinnahmen von über 51,5 Millionen Euro daherkommt, 99 Mitarbeiter unterhält, bei denen durchschnittliche Lohnkosten von 57.381,30 Euro anfallen und offenbart, 16,3 Millionen Euro für „Kampagnen, Aufklärungs- und Projektarbeit“ auszugeben, und dazu 14 Millionen Euro auf Spendenwerbung entfallen, erscheint mir eher als erfolgreiches Wirtschaftsunternehmen denn als Weltverbesserer, zumal der letztjährige Jahresüberschuß von 10 Millionen Euro als Rücklage verbucht, also auch nicht aktuell für Tierschutz aufgewandt wird.
Und Sie, lieber Herr Kempf, erklären, welches Verhalten „sittlich anstößig“ sei?! Deutsche Jäger sind staatlich geprüfte Naturschützer. Was qualifiziert Sie? Ihre kommentierende Kolumne läuft, wie zu erwarten, auf ein europaweites Verbot von Pelzen hinaus. Diese Forderung weise ich zurück. Ich lese die JUNGE FREIHEIT, um abwägende Informationen zu erhalten, aber nicht, um mir eine „sittliche“ Meinung vorgeben zu lassen.
Urte Bötel, Börßum