© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/23 / 26. Mai 2023

Meldungen

Résistance-Kämpfer gesteht Kriegsverbrechen bei Tulle 

CLERMONT-FERRAND. Der 98jährige Franzose Edmond Réveil hat in einem Interview mit der Lokalzeitung La Montagne gestanden, an der kaltblütigen Ermordung von 47 Wehrmachtssoldaten und einer der Kollaboration bezichtigten Frau beteiligt gewesen zu sein (Online-Ausgabe vom 15. Mai 2023). Seine Résistance-Gruppe hatte einen Angriff auf die Stadt Tulle im Département de la Corrèze durchgeführt, wobei sie zahlreiche Gefangene machte, welche anschließend in ein unzugängliches Waldgebiet unweit des Dorfes Meymac im Limousin verschleppt wurden. Dort erschossen die Maquisards die 48 in ihrer Hand befindlichen Menschen am 12. Juni 1944. „Wir wußten nicht, was wir mit ihnen machen sollten“, sagte Réveil hierzu. Dabei handelte es sich bei dem geschilderten Kriegsverbrechen um keinen Einzelfall. Den Recherchen des Potsdamer Historikers Peter Lieb zufolge töteten französische Widerstandskämpfer allein im Spätsommer 1944 um die 350 deutsche Soldaten auf ganz ähnliche Weise wie die Gruppe, der Réveil angehörte. Schauplatz solcher weitgehend vergessenen oder vielmehr verdrängten Massaker waren unter anderem die Ortschaften Vieugy in der Region Auvergne-Rhône-Alpes und Les Rousses im Département Jura. (ts)

 www.lamontagne.fr





Antiker Schatz polnischer Sammler gefunden 

WARSCHAU. Im Mai vorigen Jahres machte der Hobby-Schatzsucher Krzysztof Kozłowski unweit der polnischen Ortschaft Kluczkowice dreißig Kilometer westlich von Lublin einen zunächst vollkommen unerklärlichen Fund. Dieser bestand aus zwei Bronzestatuen des ägyptischen Totengottes Osiris aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. und einer Büste von Bacchus, dem römischen Gott des Weines, aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. Das Spekulieren über die Herkunft der Artefakte endete erst jetzt, als Lukasz Miechowicz vom Institut für Archäologie und Ethnologie der Polnischen Akademie der Wissenschaften die Lösung des Rätsels präsentierte: Die Kunstgegenstände gehörten zu der 1942 spurlos verschwundenen Antiquitätensammlung der wohlhabenden Familie Kleniewski, deren Anwesen in Kluczkowice während des Zweiten Weltkrieges von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und hernach in ein Sanatorium für Verwundete der Waffen-SS umgewandelt worden war (Online-Ausgabe der Nachrichtenplattform The First News vom 11. Mai 2023). Wahrscheinlich vergruben die Kleniewskis die Figuren, welche Maria Kleniewska 1904 während ihres Aufenthaltes im ägyptischen Kurort Helwan gekauft hatte, in diesem Zusammenhang im Wald. (ts)

 www.thefirstnews.com





Erste Sätze

„Das Deutschlandproblem“ – dieser Ausdruck ist zu einem Schlagwort der internationalen Politik geworden. Wird man jedoch gefragt, worin dieses Problem besteht, ist es schwierig, eine eindeutige Antwort zu finden.

Philip Windsor: Deutschland gegen Deutschland. Die Überwindung der Gegensätze, Zürich und Köln 1971





Historisches Kalenderblatt

29. Mai 1948: Während des Unabhängigkeitskrieges stoppt Israels Luftwaffe mit modifizierten Jägern des Typs Messerschmidt 109 bei Tel Aviv ägyptische Panzervorstöße. Jüdische Haganah-Agenten hatten diese aus tschechischen Restbeständen der Wehrmacht beschafft.