© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/23 / 26. Mai 2023

Klimaneutralität ist nur erreichbar durch Systemwechsel
Frei von Wachstumszwängen
(dg)

Die auf „Klimaneutralität“ versessene Berliner Politik bedroht Millionen von Bürgern mit Zwangsenteignung und Verarmung. Für den Soziologen Klaus Dörre (Jena) nimmt damit nicht nur die Gefahr intensiverer Verteilungskämpfe zu. Schlimmer noch sei, daß „die pure soziale Not die ökologischen Nachhaltigkeitsziele von den politischen Agenden verdrängen könnte“ (Politikum 1/2023). Linksgrüne Klimapolitik müsse daher gegensteuern. Die von den deutschen Grünen und der EU favorisierte „Staatsoption“, der an den Pariser „Klimazielen“ orientierte Umbau der Wirtschaft, sei dafür aber kaum das Mittel der Wahl. Auf diesem Wege steigerten nur staatliche subventionierte Marktakteure ihr Einkommen zu Lasten kleinerer. Und überhaupt taugten schwerfällige staatliche Apparate für so gewaltige Transformationen wie die hin zu Klimaneutralität nicht. Auch „Technikoptionen“ in Form von E-Autos, emissionsfreier Stahlproduktion und pflanzlichem „Fleisch“ ließen die kapitalistische Welt in Wachstumsfuror und Profitgier verharren. Einzige Alternative zu solchen Sackgassen ist für Dörre ein „Systemwechsel“, der Gesellschaften von „Akkumulations- und Wachstumszwängen befreien“ soll. Allein diese allerdings „noch wenig konturierte Strategie“ versöhne postkapitalistische Ökologie, Demokratie und Ökonomie. 


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