Familie ist nicht irgendeine bedeutende Sache, sie ist alles!“ So lautet das Motto des gebürtigen Sizilianers Salvo Maniscalco (Robert De Niro), der vor fünfzig Jahren nach Amerika auswanderte und sich als Frisör eine eigene Existenz aufbaute. Als Kind hat er gelernt: Vulkanausbrüche, alliierte Invasionen, Mafia, das alles zu überstehen schafft, wer sich auf seine Familie verlassen kann.
Inzwischen ist Salvo verwitwet. Die einzige Familie, die der Schönheitsberater in den USA noch hat, ist sein Sohn Sebastian (Sebastian Maniscalco). Der hat nun endlich die Frau fürs Leben gefunden, die Kunsthändlerin und Vorzeigeblondine Ellie (Leslie Bibb). Eine mehr als gute Partie, denn Ellie stammt aus einer höchst begüterten Familie. Ihr Vater Bill (David Rasche) ist ein reicher Geschäftsmann, ihre Mutter Tigger (Kim Cattrall) Senatorin. Ellies Brüder sind verwöhnte Wohlstandskinder: Lucky (Anders Holm) ist ein Yuppie mit eigenem Hubschrauber und einer Schwäche für Rauschgift, Dougie (Brett Dier) ein Hippie, der Angststörungen und Depressionen mit esoterischen Meditationsübungen zu therapieren versucht.
Gegenwartsbefindlichkeiten unter die Lupe genommen
Wenn Sebastian seinen Vater für das Feiertagswochenende rund um den 4. Juli, den amerikanischen Unabhängigkeitstag, in solche Kreise einführt, weil die Familien der beiden Ehewilligen sich endlich kennenlernen sollen, dürfte klar sein, was da droht. Schließlich hat man es in „Meine Braut, ihr Vater und ich“ (2000) und dessen Nachfolger „Meine Frau, ihre Schwiegereltern und ich“ (2004) bereits hinlänglich vorgeführt bekommen. In beiden Komödien, die zu den erfolgreichsten Filmen in Robert De Niros Karriere zählen, war der zweifache Oscar-Preisträger bereits als schwer vermittelbarer Schwiegervater zu sehen.
Den Preis für das originellste Drehbuch, das Hauptdarsteller Sebastian Maniscalco auf der Grundlage seiner eigenen Biographie selbst verfaßte, wird der Film folglich zwar nicht gewinnen; aber er ist trotzdem mehr als ein alberner Abklatsch der beiden genannten Erfolgskomödien. Maniscalco und Regisseurin Laura Terruso haben nämlich sehr genau amerikanische Gegenwartsbefindlichkeiten unter die Lupe genommen und projizieren diese vor allem auf die beiden Problemkinder Lucky und Dougie. Letzterer ist eine gelungene Karikatur der unter dem Einfluß „woker“ Regenbogenregeln zu überempfindlichen Weicheiern degenerierten Generation Schneeflocke. Gepeinigt von der Angst vor dem Klimawandel und einer aggressiven Umwelt, versucht er sich mit der New-Age-Lehre von kosmischen Energieströmen und mit Sphärenmusik ruhigzustellen, die er selbst mit seinen Klangschalen erzeugt. Er fühlt sich oft „getriggert“, schämt sich wegen des Sklavenhandels von einst und hat sich zur Sühne eine afrikanische Freundin zugelegt.
Aber auch sein Bruder Lucky ist kein sonderlich vorzeigbarer Sohnemann. Der sich selbst als sportlich, souverän und selbstbewußt inszenierende Yuppie ist der Spezies „große Klappe – nichts dahinter“ zuzurechnen. Doch die Familie, die auch Salvo und Sebastian heilig ist, hält die drei sehr unterschiedlichen Geschwister trotz dieser Defizite irgendwie zusammen.
Robert De Niro, selbst Nachkomme italienischer Einwanderer, ist für den Film natürlich die Idealbesetzung. Der 79jährige läßt seinen peinlichen Auftritt als sexhungriger und mit grauenhaften Zoten um sich werfender „Dirty Grandpa“ (2016) im wahrscheinlich niveauärmsten Film seiner langen Karriere vergessen und sorgt für jede Menge Lacher. Viele von Maniscalcos Einzeilern zünden.
Daß das gespaltene Amerika der Heilung bedarf, da sind sich viele in den USA, auch wenn sie unterschiedlichen ideologischen Lagern angehören, einig. „Und dann kam Dad“ darf man ohne Übertreibung als gelungenen Versuch bezeichnen, zu dieser Heilung einen Beitrag zu leisten. Mit dem Breitband-Therapeutikum Humor.