© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/23 / 26. Mai 2023

Meldungen

Lidl-Preise: „Es herrscht ein anderes Bewußtsein“

NECKARSULM. Trotz hoher Inflation und Reallohnverlusten will Lidl nicht mehr auf billige Lebensmittel, sondern auf Gentechnikfreiheit, Bio, Fairtrade und „Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt“ setzen. Den Kunden seien „nicht allein niedrige Preise wichtig“, erklärte Christian Härtnagel, seit 2022 Deutschland-Chef des 1973 gegründeten Discounters, in der Welt. Man setze zwar weiter auf einfache Prozesse, schlanke Strukturen, einen schnellen Einkauf, aber „heute herrscht ein anderes Bewußtsein, wo Produkte herkommen und wie sie hergestellt werden“, glaubt der 40jährige Handelsmanager, der zuvor fünf Jahre Geschäftsführer von Lidl UK war. Mit der 2009 gegründeten Entsorgungsfirma PreZero, einem Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, wolle man „Wertstoffe nachhaltig nutzen“ und „Kreisläufe schließen“. Einstige Werbebotschaften wie „Lidl ist billig!“ (2002) oder „Wir machen die billigen Preise!“ (2006) sind passé, die neue Kampagne der – nach Edeka und Rewe – mit 3.250 Filialen drittgrößten Lebensmittelkette lautet nun: „50 Jahre mehr als günstig“. (fis)

 www.lidl.de





MVZ: Weniger Einzel- und Gemeinschaftspraxen

DÜSSELDORF. Die unter der rot-grünen Schröder-Regierung eingeführten ambulanten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) verdrängen in Deutschland traditionelle Einzel- und Gemeinschaftspraxen. Trotz einer erkennbaren Arbeitsverdichtung bei den Beschäftigten und häufigen Überstunden hätten MVZ speziell für Ärzte entscheidene Vorteile: die Entlastung von bürokratischen Tätigkeiten, Abgabe des unternehmerischen Risikos an das MVZ, eine flexiblere Arbeitseinteilung und geregeltere Arbeitszeiten. Das zeigt eine Branchenanalyse der Hans-Böckler-Stiftung (Working Paper der Forschungsförderung 288/23). Im Einführungsjahr 2004 habe es nur 70 MVG gegeben, 2015 schon 2.156 und 2020 bereits 3.846, in denen 21.976 angestellte und 1.664 Vertragsärzte arbeiteten. Gleichzeitig sei die Anzahl der haus- und fachärztlichen Einzelpraxen von 80.663 (2015) auf 74.051 (2020) zurückgegangen. Bei 42 Prozent der MVZ seien Krankenhäuser die wirtschaftlichen Träger. Eine neue Entwicklung sei die MVZ-Übernahme „durch Venture Capital finanzierte DigitalHealth-Startups wie Avi Medical, Patient 21 oder Doktor.SE“. (fis)

 www.boeckler.de





Zahl der Woche

131 Milliarden Euro wurden 2022 von Unternehmen, Privatleuten und dem Staat in Deutschland für Energieimporte ausgegeben – das war fast doppelt soviel wie 2021. Bei Steinkohle betrug die Importabhängigkeit 100 Prozent, bei Mineralöl waren es 97 und beim Erdgas 95 Prozent. Nur 31 Prozent des Energiebedarfs wurden durch einheimische Quellen gedeckt: 55,6 Prozent davon lieferten die „Erneuerbaren“ (Wind, Sonne, Biogas, Wasserkraft, Geothermie) und 32,7 Prozent Braunkohle, deren Abbau um 3,5 Prozent anstieg. Den Rest von 11,7 Prozent sicherten Gas, Öl, Müll und sonstiges. Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen