© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 22/23 / 26. Mai 2023

Grundschüler lesen immer schlechter
Völlig deklassiert
Fabian Schmidt-Ahmad

Wirklich überraschend kommt das verheerende Zeugnis der aktuellen Iglu-Studie zur Lesekompetenz deutscher Schüler nicht. Eingeführt wurde die Untersuchungsreihe nach dem Pisa-Schock 2000 und sollte den Erfolg verschiedener Bildungsreformen aufzeigen. Tatsächlich dokumentiert sie seitdem unseren Abstieg von der Höhe einer ehemaligen Wissensnation in das Tal der Ahnungslosen. Ein Abstieg, der nun noch einmal kräftig an Fahrt aufgenommen hat. Im Vergleich zu der damals als katastrophal erlebten Iglu-Studie 2001 hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren der Anteil der Viertkläßler mit erheblichen Leseschwierigkeiten, die also dem Unterricht kaum folgen können, von 17 auf über 25 Prozent erhöht. Davon hat sich der Anteil der Schüler mit rudimentären oder gar keinen Lesefähigkeiten sogar verdoppelt. 

Das Corona-Lockdown-Desaster, die völlig unnötigen Schulschließungen, erklären den krassen Leistungsverlust zur letzten Iglu-Erhebung 2016 nur zum Teil. Auch wird die Bildungskatastrophe, die Generation auf Generation gescheiterte Existenzen produziert, nicht durch Geldmangel verursacht. In Wirklichkeit leisten wir uns eines der teuersten Schulsysteme der Welt, und müssen dennoch zusehen, wie viel ärmere Länder an uns vorbeiziehen. Bulgarien beispielsweise, das uns mittlerweile völlig deklassiert hat. Liegt das vielleicht daran, daß der eine oder andere problematische Viertkläßler aus dem Balkan-Land mittlerweile auf eine deutsche Schule geht?