Die in diesem Frühjahr erwartete Offensive von zwölf ukrainischen Brigaden folgt der Parole des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj: „Wir holen alles zurück, befreien alle unsere Gebiete, die der Aggressor Rußland besetzt hat“ – einschließlich der Krim. Nach Einschätzung des Publizisten Jörg Kronauer, eines weit links stehenden Experten für Geopolitik, dürfte diese Strategie nicht etwa an Wladimir Putin und der russischen Armee, sondern den USA, dem wichtigsten Alliierten scheitern (Konkret, 5/2023). Denn seit einiger Zeit mehren sich für Kronauer die Anzeichen, daß die Biden-Regierung zwar die Frühjahrsoffensive noch unterstütze, dann aber, unabhängig vom Erreichten, Selenskyj zu Verhandlungen drängen werde, da der Rückhalt für direkte finanzielle Hilfen und für Waffenlieferungen in der US-Bevölkerung rapide schwindet. Zum anderen würden im außen- und militärpolitischen Establishment parteiübergreifend die Stimmen lauter, denen zufolge Washington in der Ukraine den „falschen Krieg“ führe. Stattdessen sollten die meisten Mittel in die Asien-Pazifik-Region fließen, um die schon vollständig unter US-Kontrolle stehende „Erste Inselkette“ zwischen Japan und den Philippinen militärisch weiter aufzurüsten. Nur von dort lasse sich China, die größte Bedrohung für die globale US-Vorherrschaft, „einkreisen“.