Schwimmen in der Seine? Darauf bilden sich die Pariser bis dato keinen Reim. Dabei hatte Jacques Chirac, Frankreichs ehemaliger Staatspräsident, bereits 1990 angekündigt, in drei Jahren den Fluß so zu säubern, daß man darin schwimmen könne. Die Eigenerfahrung blieb ihm allerdings erspart und sein Versprechen stets belächelt. Aus der Utopie soll nun nach 34 Jahren Wirklichkeit werden. In jenem Gewässer sollen nächstes Jahr während der Olympischen Spiele der Triathlon, Paratriathlon sowie das Marathonschwimmen abgehalten werden. Dort, wo zuweilen noch Ungeziefer, Abfälle und andere Kuriositäten ihre Bahnen ziehen.
Der Staat, die Stadt Paris und andere Gebietskörperschaften wollen rund 1,4 Milliarden Euro für ihren „Badeplan“ investieren, um „diesen Traum zu verwirklichen“, wie es die derzeitige Bürgermeisterin Anne Hidalgo gern betont.
Im Canal Saint-Martin, der in die Seine mündet, gab es zeitweise eine Badeerlaubnis. Untergangen ist dabei keiner.
Seit 1923 ist das Baden in der Seine aufgrund der Wasserverschmutzung verboten. Diese entsteht mitunter durch starke Regenfälle, denn der Fluß dient als Auffangbecken beim Überlaufen der Kanalisation. Und was sich in den Pariser Kanalisationen tummelt, wissen wir spätestens seit dem Disney-Film Ratatouille. Sollte es vor den Olympischen Spielen also stark regnen, empfiehlt sich das Tragen eines Ganzkörperanzugs. Unter anderem erfolgt der Anschluß von 40 Prozent aller Pariser Hausboote an die Kanalisation, die bislang ihr Abwasser direkt in den Fluß leiten und somit die Bakterienvermehrung fördern. Vier Flußstellen stehen derzeit unter Beobachtung, von denen voraussichtlich zwei für die Olympischen Spiele geöffnet werden. Nicht weniger als 1,4 Milliarden Euro kostet das Projekt der ersehnten Wasserreinigung.
Und die Auswirkung auf den menschlichen Organismus?
Wären die Pariser bereit, sich ins Wasser zu stürzen? „Überhaupt nicht“, antworteten viele von ihnen in einem Video von TF1, und zwar „selbst wenn sie es reinigen“, wobei einige erklärten, daß „die Farbe des Wassers alles sagt“.
Alles eine Frage der „psychologischen Erziehung“, versichert Pierre Rabadan, stellvertretender Bürgermeister und Beauftragter für Sport, Olympische und Paralympische Spiele sowie die Seine der Stadt Paris. Ein Umdenken müsse das Ansehen des Flusses verbessern. Tatsächlich tragen die sich wiederholenden Hitzewellen dazu bei: Vergangenen Sommer sprangen etliche Pariser über ihren Schatten, direkt ins kalte Wasser. Springbrunnen, deren Algenpopulation an Claude Monets grüngehaltene Gemälde erinnert, dienten der Erfrischung. Im Canal Saint-Martin, der in die Seine mündet, gab es zeitweise eine Badeerlaubnis. Untergangen ist dabei keiner, genausowenig wie strahlend wieder aufgetaucht..